Plus-Größen beispielsweise bei Reifen-Formaten, aber auch bei einigen anderen Fahrradkomponenten sind bereits im aktuellen Modelljahr ein Trend in der Fahrrad-Szene. Doch offenbar ist die Entwicklung zu mehr Breite damit noch nicht abgeschlossen. Möglich werden dadurch erstmals auch Schaltsysteme mit bis zu 36 Gängen. Fahrrad-Experten sind sich jedenfalls bereits sicher: Das zwölfte Ritzel kommt. 

Reifen im neuen Format 27.5+ waren bereits auf der Eurobike 2015 eine vielbeachtete Messe-Premiere. Beschrieben werden damit Mountainbike-Reifen mit etwas größerem Umfang als die bisher üblichen 26 Zoll und mit 70 bis 75 mm deutlich mehr Breite, die aber immer noch unterhalb jener eines Fatbike-Reifens liegt. Diese spielen in der Liga ab 100 mm Breite aufwärts.

Aber auch in der Rennrad-Szene ist das Spiel mit mehr Breite inzwischen nicht mehr ungewöhnlich. Die junge Kategorie der Gravel Bikes, also Rennräder, die auch den Ausritt auf einer Schotterstraße nicht scheuen, rollt auf 28 bis 30 mm breiten Reifen. Zum Vergleich: Rennräder sind typischerweise mit 23 mm breiten Reifen bestückt.

Nun hat der amerikanische Fahrradreifen-Hersteller WTB vor Kurzem erstmals Rennrad-Reifen mit stattlichen 47 mm Breite vor die Kameras der Fachpresse gehalten – ein Format, das man an Fahrrädern auf der Straße sonst nur von gemütlichen City- Bikes kennt. Getauft wurde das neue Format auf die Bezeichnung Road plus.

WTB Laufrad

Dass diese Neuheit zwar einerseits Stirnrunzeln in der Fachwelt erntet, andererseits aber dennoch durchaus ernsthaft diskutiert wird, mag auch am Unternehmen liegen, das Road plus vorgestellt hat: Auch die oben erwähnten 27.5+ Reifen wurden in der Bike-Szene zuerst von WTB ins Gespräch gebracht. Wenn’s um breite Reifen geht, haben die Amerikaner also ein Näschen für potenzielle Trends.

Der neue superbreite Rennrad-Reifen soll übrigens durchaus in einige übliche Rennrad- Rahmen passen, heißt es bei WTB. Gelöst wird dies durch einen kleineren Durchmesser der Reifen, die demnach auf Laufrädern in der Mountainbike-Größe 27.5 montiert werden. Gebremst werden können diese Laufräder am Rennrad dann bauartbedingt allerdings nur durch Scheibenbremsen.

Mehr Breite wird im Fahrradmarkt gegenwärtig aber nicht nur bei Fahrradreifen lebhaft diskutiert. Mit dem sogenannten Boost-Standard sind im Mountainbike-Segment bereits im aktuellen Modelljahr auch die Einbaubreiten für Naben und Tretlager gewachsen. Den dadurch gewonnenen Spielraum nutzen Komponentenhersteller gegenwärtig, um schon recht konkret über die Einführung eines zwölften Ritzels bei Kettenschaltungen nachzudenken. Das Mountainbike der Zukunft könnte also mit einem schlanken Einfach-Kettenblatt vorne trotzdem auf stattliche 12 Gänge kommen. Oder als Variante mit Zweifach- oder Dreifach-Kettenblatt auf 24 bzw. 36 Gänge.

Andererseits hat der deutsch-amerikanische Komponentenhersteller Sram gerade erst per Youtube-Video einen Nachruf auf den Umwerfer am Mountainbike veröffentlicht. Soll heißen: Bei künftigen Schaltsystemen setzt Sram auf Lösungen mit Einfach-Kettenblatt.

So oder so sind sich Fahrrad-Experten jedenfalls bereits sicher: Das zwölfte Ritzel kommt.

Roadplus:

WTB Laufrad Roadplus
Roadplus

Reifenformate, die man in der Fahrradszene sonst nur von gemütlichen Citybikes kennt, sollen künftig auch an Rennrädern zu finden sein. Foto: WTB

12 Gänge:

12 Gänge beim Rennrad

Ritzelpakete mit 12 Gängen gibt es bereits als Tuning-Zubehör, wie hier vom taiwanischen Anbieter Chosen zu kaufen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass im kommenden Modelljahr die großen Komponentenhersteller auf den Trend aufspringen. Foto: Laurens van Rooijen

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