„Die Eurobike ist eine internationale Messe rund um Fahrrad und Elektrofahrrad. Sie findet seit 1991 jährlich Anfang September auf dem Gelände der Messe Friedrichshafen statt. Sie ist vor der Interbike in Las Vegas und der Taipei Cycle Showin Taiwan die weltweit größte Leitmesse im Fahrradsektor.“
Das steht zumindest auf WIKIPEDIA. Leider muss dieser Absatz nun um eine traurige Nachricht ergänzt werden, denn die EUROBIKE in Friedrichshafen fand in diesem Jahr vom 1. bis 4. Sepetember zum 29ten Male und leider letztmalig in Friedrichshafen am Bodensee statt.
Wie es sich natürlich für einen begeisterten Radsportler und Blogger gehört, wollte ich der Messe und Friedrichshafen natürlich die Ehre erweisen und sie als einer von „nur“ 18.770 Fachbesuchern und 13.424 Konsumenten besuchen. Sicherlich sind die schlechten Zahlen auch der aktuellen Corona-Pandemie geschuldet, so ehrlich möchte ich an dieser Stelle natürlich auch sein.
Warum nur?
Im ersten Jahr der Messe besuchten bereits 44.000 zweiradbegeisterte Menschen die Messe, zwischenzeitlich schnellten die Besucherzahlen fast in sechsstellige Regionen vor. Zur „Beerdigung“ erschienen also die bisher wenigsten Besucher … was mich mehr als traurig gestimmt hat.
Aber das sind natürlich nur Zahlen
Die haben mich im Vorfeld nicht interessiert. Wie gesagt, für mich gehörte der Besuch zum guten Ton im Radsport. Und mittlerweile war es dann auch schon mein 16ter Besuch. Dabei ist auch interessant, dass ich am Anfang als ganz normaler Besucher vor Ort war, dann jahrelang als Blogger und zu Zeiten meiner beruflichen Tätigkeit als Marketing- und Vertriebsleiter bei Lightweight als Aussteller. Ich habe also sozusagen den kompletten Rund-um-Blick der EUROBIKE geniessen und erleben dürfen.
Hals-über-Kopf verliebt
Wie gerne erinnere ich mich an vergangene Messezeiten, als man Jan Ullrich live zur Autogrammstunde antreffen konnte. Und auch bei einem Besuch mit meiner damaligen Lebensgefährtin, die voller Stolz von Marcel Kittel eine Trinkflasche signiert bekam, die auch heute noch einen festen Platz in der Wohnung bei ihr einnimmt. Oder als ich bei einem damaligen Besuch in der letzten Halle meinem absoluten Traumbike begegnet bin … ich mich Hals-über-Kopf darin verliebt habe, es letztendlich dann auch nach der Messe gekauft und mir zu meinem 50ten Geburtstag geschenkt habe. Wer erinnert sich nicht gerne an seine erste große Liebe?
Ich jedenfalls möchte die vielen tollen Erlebnisse nicht missen. Was war das immer für eine tolle Stimmung, man konnte sich wirklich nicht sattsehen an den vielen tollen und neuen Produkten aus der Fahrradbranche. Alle Hallen zu besuchen war schlichtweg an einem Tag nicht möglich. Am Abend war man absolut platt … von den vielen gelaufenen Kilometerm, den vielen interessanten Gesprächen und dem vielen fotografieren, um sich nachher noch einmal die Produkte auf dem heimischen Sofa oder im Hotel anschauen zu können.
Verrückt, verrückter, am verrücktesten
Als ich 2014 mit ilovecycling.de anfing, war es natürlich immer sehr aufregend für mich, die EUROBIKE zu besuchen. Alle namhaften Hersteller waren vor Ort und präsentierten ihre neuesten Produkte voller Stolz. Ich als rennradbegeisteter Radsportler konnte mich über alle Marken und Modelle vor Ort informieren. Unvergessen die vielen tollen Beratungsgespräche und die sehr motivierten Mitarbeiter auf den Messeständen. Es war eine richtig familiäre Atmosphäre, wenn nur nicht immer diese Massen an Menschen vor Ort gewesen wären. Das schreibe ich natürlich mit einem lachenden Augen, denn letztendlich war das ja auch der Charme der Messe. Man war halt unter Gleichgesinnten und es wurde einem die Angst genommen, das man der einzige verrückte Radsportler auf der Welt ist. Das Gegenteil war der Fall … man stellte schnell fest, es gibt noch viel mehr Verrückte und auch noch verrücktere Radsportler, als ich es jemals gewesen bin.
Meistens plante ich persönlich einen Drei-Tages-Trip für die EUROBIKE schon ein Jahr zuvor. Denn die Infrastruktur für diese renommierte Messe war in Friedrichshafen leider nicht wirklich vorhanden, Hotelzimmer waren Mangelware und gingen weg wie warme Semmeln. Mit Graus erinnere ich mich noch daran, wie eine morgendliche Fahrt zum Messegelände einer Tortour glich … in einem Jahr bekam ich nur noch ein Hotel in Überlingen … die Anreise zur Messe dauerte dann sage und schreibe fast 3 Stunden. Aber nach dem Ankommen war das alles vergessen, man war nur noch fasziniert von der Atmosphäre, den tollen Produkten und den vielen Menschen.
Der Tag auf dem Messegelände und in den Messehallen verging wie im Flug, es war kaum zu schaffen, sich wirklich alles anzuschauen. Nach etlichen Kilometern auf den Beinen freute man sich dann aber doch noch auf ein weiteres Erlebnis. Nämlich den Abend am schönen Bodensee verbringen zu dürfen. Das Erlebte noch einmal in aller Ruhe Revue passieren zu lassen. Oder aber noch mit vielen Gleichgesinnten das Erlebte und Gesehene noch einmal in aller Ausführlichkeit zu diskutieren … dabei wurde auch ab und zu mal das ein oder andere alkoholische Getränk getrunken. Am nächsten Morgen ging man dann halt mit einem dicken Kopf zur Messe, aber egal … da musste man halt durch und es gehörte einfach auch irgendwie dazu.
Beim Schreiben dieser Zeilen wird mir ganz warm ums Herz und du glaubst gar nicht, wieviele tolle Erinnerungen jetzt noch in mir hochkommen, bekomme richtig Gänsehaut dabei.
Erinnerungen sind doch wirklich was Schönes
Natürlich könnte ich jetzt auch noch viele weitere tolle und erzählenswerte Geschichten hier runterschreiben, aber ich will dich ja auch nicht langweilen. Aber warum schreibe ich das eigentlich jetzt alles so?
Das will ich dir gerne erzählen. Wie ich schon schrieb, habe ich viele tolle Erinnerungen an die EUROBIKE … ABER … es gibt auch ein Entwicklung, die ich mitgemacht und ich als absolut katastrophal empfunden habe. Das ganze endete nun in diesem Jahr für mich mit einem mehr als unwürdigen Abschied einer über viele Jahre so tollen Fahrradmesse.
WAS WAR DAS???
Ich bin immer noch geschockt von dem Erlebten. Wie ich am Anfang noch schrieb war es für mich eine Selbstverständlichkeit, die letzte EUROBIKE in Friedrichshafen zu besuchen. Auch wenn ich in den letzten paar Jahren schon nicht mehr sehr glücklich über die Entwicklung der Messe war, habe ich mich am Freitagmorgen ins Auto gesetzt und bin wohlgelaunt in Richtung Friedrichshafen gefahren. Natürlich hatte ich schon wieder Stauszenarien im Hinterkopf und überlegte mir, wie ich am Besten zum Messegelände fahre.
Aber diese Gedanken waren unnötig
Kaum am Bodensee angekommen suchte ich vergebens nach einem Stau. Hatte ich mich beim Termin vertan? Wie peinlich wäre das denn? Gibt es eine neue Straße zur Messe, die mir noch nicht bekannt war? Egal, ich fuhr einfach weiter und genoss bei herrlichstem Wetter den Ausblick auf den Bodensse, an dem ich schließlich auch über drei Jahre gelebt habe. Je näher ich dem Messegelände kam umso unsicherer und verwirrter wurde ich … ich sah kaum Autos … der Weg zum Messegelände war frei … das glaubt einem doch keiner, der Jahre zuvor stundenlang in einem riesigen Autokorso stand und dann Mühe hatte einen Parkplatz zu finden. Als Blogger hatte ich natürlich die Möglichkeit einen Presseparkplatz nutzen zu dürfen. Auch das war in früheren Jahren kein Garantieschein, denn die Plätze waren schon ziemlich früh komplett überfüllt.
Anders in diesem Jahr. Gemütlich fuhr ich bis direkt vor die Messehalle und habe direkt einen Platz in der ersten Reihe erwischt. Man ist ja auch nicht mehr ganz so gut zu Fuß. (muss lachen) Aber das machte mir schon ein wenig Angst, denn so etwas habe ich nicht erwartet. Gut … dann ging es los zum Eingangsbereich, natürlich alles coronakonform, so wie es sich gehört. Da ich mittlerweile durchgeimpft bin (bitte jetzt keine Belehrungen und Hasskommentare … und JA ich lebe noch) passierte ich ziemlich schnell die Kontrolle … vielleicht lag es aber auch daran, dass ich um 10 Uhr morgens der einzige Besucher war, der in dieser Eingangsschlange stand. Oder gab es etwa noch einen besseren und interessanteren Eingang?
Habe ich was verpasst?
Im Foyer angekommen ging dann mein EUROBIKE-Albtraum im wahrsten Sinne des Wortes los. Kaum was los. Die Präsentationsfläche der EUROBIKE-Award-Gewinner war in meinen Augen lieblos dahingeklatscht mit Awardgewinnern, die ich so nie vermutet hätte. Welch eine Enttäuschung, wo waren die Innovationen, die Eyecatcher, die Überraschungen, die Design-Glanzstücke. Nichts habe ich vorgefunden, ich hatte sogar Mühe, dort interessante Fotos zu machen. Das lies mich mit einem ganz schlechten und mulmigen Gefühl in die erste Halle (A1) schlendern.
2,5 (zweikommafünf)
Ich will jetzt hier überhaupt nicht anfangen, von jeder Halle zu erzählen … wären auch eher Kurzgeschichten. (muss wieder lachen) Vielleicht mache ich es mal an einer Zahl fest … und zwar an der Zahl 2,5. Keine Bange, ich habe nicht 2,5 Liter Bier getrunken, obwohl es wohl besser gewesen wäre. Ich habe auch nicht 2,5 Kilogramm Körpergewicht während des Messedurchgangs verloren, auch das wäre sicherlich besser gewesen. Auch waren es nicht 2,5 Kilogramm Infomaterial und Prospkete die ich mit mir am Ende rumgeschleppt habe … ob es überhaupt möglich gewesen wäre, lasse ich mal dahingestellt.
Nein, ich habe es in Marathonmanier geschafft, alle Hallen und auch den Indoorbereich zu durchlaufen und dabei keinen Gang zu verpassen. Ich konnte es selbst nicht glauben und war beim Blick auf meine Uhr mehr als verwirrt. Und ganz nebenbei habe ich auch noch über 400 Fotos gemacht. (Die Fotos findest du übrigens ALLE auf dem ilovecycling.de-Facebook-Account)
Ich muss also einen Fehler gemacht haben.
Vielleicht habe ich ja auch einige Hallen verpasst, ach ja, einige Hallen waren ja auch überhaupt nicht mit Ausstellern besetzt. Leere EUROBIKE-Hallen, das es so etwas mal geben würde, hätten wir uns wohl alle vor ein paar Jahren nicht denken können und wir hätten darüber wahrscheinlich laut gelacht. Andere Hallen waren am Ende nach hinten hin noch mit großen Tüchern und Wänden verkleinert worden. Aber egal, ich wollte es noch einmal prüfen. Und ich konnte ja auch nicht nach 2,5 Stunden wieder nach Hause fahren, das war mir dann irgendwie doch zu blöd. Also machte ich mich auf dem Weg und besuchte alle Hallen und Gänge noch einmal in umgekehrter Reihenfolge. Am Ende waren es dann nur noch knapp 2 Stunden … das nenne ich mal einen neuen Rekord.
Soll ich stolz darauf sein?
Nein, nicht wirklich. Na gut, die Gänge waren ziemlich frei, man konnte also ohne angerempelt und weggestossen zu werden durchschlendern. Auch für das Personal auf den Messeständen muss die Messe eine Erholung gewesen sein. Man konnte sich in aller Ruhe auf sein Handy konzentrieren, seine WhatsApp-Kontakte pflegen, nach einem passenden Match auf Tinder suchen, Onlinegeschäfte machen, Spiele spielen oder sich einfach online nur über die neuesten Radprodukte informieren. Denn die meisten interessanten Anbieter waren ja überhaupt nicht auf der Messe. Laut Rückmeldungen von Freunden befinden sich mehr Radsporthersteller auf der jetzigen IAA als auf der EUROBIKE. Übrigens ist die imposante Rennradsammlung von Thai Do (wer kennt ihn nicht) auf der IAA zu bestaunen … und nicht auf der EUROBIKE. Finde den Fehler.
Ich persönlich hatte schon erhebliche Mühe überhaupt Rennräder fotografieren zu können. Das war vor Jahren noch komplett anders, da reichte die große Speicherkarte oder meine Cloud meistens nicht aus. Es war schon interessant zu beobachten, wie das Standpersonal auf den vereinsamten Messeständen versucht hat, sich die Zeit zu vertreiben. Gott sei Dank gibt es ja Handys. Was wäre die EUROBIKE in diesem Jahr nur ohne Handys gewesen? Einige Aussteller oder deren Personal müssen allerdings keines gehabt haben, denn am Freitag habe ich etliche Stände schon teilabgebaut vorgefunden oder über Stunden nicht besetzt gesehen.
Ehrlich? Ich kann das verstehen, ich wäre an deren Stelle auch geflüchtet oder hätte mich im Außenbereich aufgehalten.
Wie gesagt, ich will nicht über jeden Stand und jeden Aussteller schreiben, aber eine kleine Geschichte möchte ich trotzdem als Parade-Beispiel loswerden.
Über viele Jahre gab es einen deutschen Radhersteller mit einem großen Namen, der auf fast jeder EUROBIKE mit einem wirklich repräsentativen Messestand vertreten war. Natürlich hielt ich auch in diesem Jahr Ausschau nach ihm und hatte ihn ja auch im Ausstellerverzeichnis der EUROBIKE gefunden. Voller Neugierde und Vorfreude suchte ich nun diesen Stand, der sich laut Verzeichnis im Freigelände befand.
Das hatte mich schon stutzig gemacht.
Dort angekommen war ich schockiert, was war nur aus dieser tollen Marke und der wirklich guten Außendarstellung geworden. Ich konnte es nicht glauben. Kaum Räder dort, wenn, dann alte Modelle und nur in einer Miniauswahl. Ich war peinlich berührt und schlenderte über den Ministand … wobei schlendern wohl die falsche Beschreibung dafür ist. Auch hier liess man den Kunden Kunden sein und hatte wohl keine Lust auf eine Kommunikation. Nach 20 Minuten auf dem sehr überschaubaren Stand entschied ich mich weiterzugehen. Da ich ja bereits mein ganzes Leben lang beruflich nichts anderes als Marketing und Vertrieb mache, war ich wahrlich irritiert. Ist das der neue Trend? Nicht mehr kommunizieren? Ist es nicht eigentlich ein Kunst, seine Kunden zu lieben, wie schon der bekannte Buchautor Stefan Merath geschrieben hat? Ganz ehrlich? Ich hätte mir einen solchen Stand gespart, denn für mich war das eine Negativdarstellung und ein Imageschaden.
Bitte nicht falsch verstehen, dieses ist nur ein Beispiel von vielen. Das Gefühl hatte ich auf anderen Ständen auch … mit mir wurde noch nie so wenig kommuniziert, wie auf dieser EUROBIKE. Weder als Privatbesucher, noch als Blogger, noch als Aussteller. Vielleicht lage es aber einfach nur an meiner Person?!?
Stimmt aber nicht ganz. Ich hatte ein wirklich tolles Gespräch auf dem Stand von Cycle Café mit Frank Jeniche von PR-Trust. Seines Zeichens u.a. PR-Verantwortlicher von Wahoo Fitness, The CLUG (darüber werde ich noch berichten) und DRAG Bicycles.
Der einzige Lichtblick an diesem so wunderschönen und sonnigen Tag war der Eventbereich im Außengelände. Eine wirklich ansprechende BMX-Vorstellung (BMX Freestyle Showevent „Lord of the Lake“) und die Jungs der Drop And Roll Tour versprachen Spannung pur. Wer bisher Danny MacAskill, Duncan Shaw und John Langlois nur aus YouTube kannte, hatte auf der EUROBIKE die Gelegenheit, die Stars live zu erleben. Die eindrucksvolle Trial Show hatte es in sich. Das hat schon Spaß gemacht, sehr toll moderiert und mit animierender Musik.
Ich stelle aber noch einmal die Frage: WAS WAR DAS?
Liebe Messeleitung, liebe Verantwortlichen! Vielleicht lest ihr ja auch diesen meinen Blogbeitrag. Ich möchte nicht mit dem Finger auf euch zeigen, sondern eher mit allen Fingern, der ganzen Hand, und es mit Pauken und Trompeten unterstreichen. Was habt ihr nur aus der so grundsoliden, innovativen und international anerkannten Messe über die letzten Jahre gemacht. In der Schule würde man sagen, ab in die Ecke und schämen … oder du bist leider nicht versetzt und musst das Jahr noch einmal wiederholen. Wobei ich eigentlich nicht möchte, dass diese Leute noch einmal eine EUROBIKE ausrichten und planen. Da ich die Messe in den letzten Jahren aus den oben genannten drei Perspektiven besucht und erlebt habe, sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Die großen und namhaften Hersteller wurden regelrecht vergrault. Und wie man mit dem Endkunden (dem Radsportler oder Fahrradbegeisterten) umgegangen ist, verschlägt mir heute noch die Sprache. Wer erinnerst sich ni cht noch daran zurück, wie in einem Jahr einfach mal so der Publikumstag gekürzt und weggelassen wurde. Da war ich noch Marketing- und Vertriebsleiter bei Lightweight … und ich war mehr als sauer darüber, denn der Endkunde ist für mich immer noch der, der die Zeche am Ende bezahlt und in den Wochen nach der EUROBIKE beim Händler im Laden steht oder aber neue Teile online bestellt.
Wer ist dafür verantwortlich?
Welcher Manager hat da wieder versagt, oder war es etwa ein ganzes Team? Und warum hat man sich das so lange angeschaut? OK, in Deutschland darf jeder Manager machen was er will. Das beste Beispiel ist ja der Flughafen in Berlin (BER). Versagen an allen Fronten. Aber egal, einfach weitermachen, das wird schon wieder. Wie man auch bei der EUROBIKE mitverfolgen konnte, wurde es von Jahr zu Jahr immer schlimmer. Für mich eine absolut desolate Vorstellung und ein Armutszeugnis. Sorry für meine klaren und persönlichen Worte. Aber wie ich schon mehrfach erwähnte, habe ich viel Leidenschaft für meinen Sport, für die Fahrradbranche, für alle Radsportler und alle Fahrradverrückten. Für mich war diese Leidenschaft am Ende der EUROBIKE nicht mehr zu spüren, und das liegt nun einmal an den Menschen, die etwas inszenieren oder veranstalten. Wenn man den Kunden, den Aussteller, die Hersteller aus den Augen verliert, dann kommt das dabei heraus. Wer trägt die Verantwortung dafür? Und welche Konsequenzen werden persönlich daraus gezogen? Doch hoffentlich nicht nur der Ortswechsel nach Frankfurt.
Solch ein Ende hat die EUROBIKE nicht verdient!
Ich hoffe, es werden trotzdem nachvollziehbare und nachhaltige Konsequenzen und Learnings daraus abgeleitet. Und hoffentlich sind nicht wieder dieselben Protagonisten für die neue EUROBIKE in Frankfurt verantwortlich. Ich fordere Menschen mit Leidenschaft, die mit Herzblut dabei sind. Die sowohl ein Händchen und Denken für das Produkt, den Kunden, den Hersteller und den Aussteller haben. Ein Ortswechsel reicht mir da nicht wirklich. Denn der Verantaltungsort war nicht das Problem. Friedrichshafen konnte nicht wirklich etwas dafür, dass eine internationale und anerkannte Fahrrad-Messe einen solchen Abstieg über die letzten Jahre erlebt hat. Ein Kommentar unter meinem Foto-Facebook-Post lautet dementsprechend: „Eine Messe ohne namhafte Radhersteller hat den Namen Eurobike nicht verdient.“ Dem kann ich mich zu 100% anschließen!
BYE, BYE FRIEDRICHSHAFEN
Ich sage an dieser Stelle trotzdem noch einmal BYE, BYE EUROBIKE FRIEDRICHSHAFEN und bedanke mich für die vielen tollen und wunderbaren Jahre mit Erlebnissen, die ich nie missen möchte und tief in mir verankert sind.
WELCOME FRANKFURT
Und an dieser Stelle möchte ich der 30ten EUROBIKE 2022 in FRANKFURT (13.-17. Juli 2022) ein glückliches Händchen und schon jetzt gutes Gelingen wünschen … ich werde wieder mit von der Partie sein … also enttäuscht mich nicht!!!
Ach ja, einen habe ich noch … und zwar den offiziellen EUROBIKE-Pressebericht zur abgelaufenen EUROBIKE 2021. Den möchte ich an dieser Stelle nicht kommentieren (obwohl ich mir beim Lesen das Lachen nicht verkneifen konnte) … mache dir doch selbst ein Bild nach meinen obigen Eindrücken und vergleiche das mal mit dem offiziellen Pressetext. Fällt dir etwas auf?
Offizieller Abschlußbericht der EUROBIKE:
Eurobike überzeugt mit Internationalität, Atmosphäre und Weitblick
Eurobike zelebriert den Megatrend Fahrrad – 18.770 Fachbesucher und 13.424 Fahrradfans – Internationale Beteiligung übertrifft Erwartungen – Rückenwind für die zukünftige Konzeption der Leitmesse
Friedrichshafen – Die Begeisterung für das Radfahren mobilisiert die Fahrradbranche und Bikefans gleichermaßen. Zur 29. Auflage der Leitmesse Eurobike geschieht dies sogar über den Erwartungen der Teilnehmer. Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen bilanziert zum Messeschluss am Samstag: „Mit vier durchweg besuchsstarken Messetagen war die Eurobike 2021 ein großer Erfolg. Trotz vielfältiger Herausforderungen überraschte sie als stark internationales Treffen, setzte bei sonnigem Ambiente wichtige Geschäftsimpulse und untermauerte das weiterhin enorme Potenzial des Themas Fahrrads.“ Aus insgesamt 68 Nationen kamen 630 Aussteller, 18.770 Fachbesucher und 13.424 Konsumenten an den beiden Eurobike Festival Days zur Abschiedsveranstaltung an den Bodensee. Auf bereits breite Zustimmung trifft die konzeptionelle Weiterentwicklung der Leitmesse ab 2022 in Frankfurt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete es in ihrer Grußbotschaft als glücklichen Umstand, dass es die Fahrradbranche ist, die sich bei einer der ersten wieder stattfindenden internationalen Messen in Deutschland versammelt. „Denn diese Branche hat während der Pandemie mit einem deutlichen Absatz- und Umsatzplus ihren Aufwärtstrend der letzten Jahre noch einmal erheblich steigern können. Dies ist eine sehr positive Entwicklung – gerade für Innenstädte und eine klimafreundliche Mobilität.“
Die Notwendigkeit des damit verbundenen Austausches auf persönlicher Ebene zeigte sich auf der Eurobike. Vielfältige Herausforderungen wie beispielsweise die Lieferthematiken in allen Teilen der Wertschöpfungskette, bundesweite Bahnstreiks und global eingeschränkte Reisefreiheiten hielten das Messepublikum nicht davon ab, die Leitmesse in Friedrichshafen zu besuchen. „Wir sind wirklich positiv überrascht, wie viele internationale Besucher den Weg zu uns gefunden haben – weit mehr als erwartet und insbesondere industrieseitig“, sagt Eurobike-Chef Stefan Reisinger. Neben den DACH-Nationen waren vor allem Gäste aus Ost- und Südeuropa stark vertreten und auch Fachbesucher aus den USA, dem mittleren Osten und Asien ließen sich das Branchentreffen nicht entgehen.
„Das Team der Eurobike hat es unter herausfordernden Bedingungen erneut geschafft, einen hervorragenden Branchentreff und eine erfolgreiche Weltleitmesse zu organisieren. Die Mitgliedsunternehmen des ZIV berichten von konzentrierten Gesprächen von hoher Qualität in einem entspannten Umfeld. Gerade in diesen Zeiten gab es viel zu diskutieren und ebenso viel zu handeln. Zu unterstreichen ist aber vor allem eines: Endlich konnte die Fahrradbranche sich wieder persönlich begegnen! Im letzten Jahr der Eurobike am Bodensee ist es auch gelungen, die Brücke für die Zukunft der Messe in Frankfurt zu schlagen. Die Zeit in Friedrichshafen war großartig. Wir danken der Messe und der Stadt Friedrichshafen für die vielen guten Jahre. Die Bedeutung der Eurobike für die beispiellose Entwicklung der deutschen und internationalen Fahrradindustrie und der gesamten Branche kann nicht zu häufig betont werden. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung der Partnerschaft auf der Eurobike 2022 in Frankfurt am Main“, erklärt Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad Industrie Verbandes.
Mit zahlreichen messebegleitenden Konferenzen wie beispielsweise der ausverkauften Bike Biz Revolution Conference am Messe-Vortag, der Eurobike Academy, dem Travel Talk, voll belegter Start-Up Area, 36 ausgezeichneten Award-Produkten und rund 1.000 Testbikes in der Demo Area konnte auch das Begleitprogramm der Eurobike 2021 überzeugen. Jeder fünfte Besucher nutzte die Testparcours zur Neuheiten-Probefahrt.
Infotainment rund um die neuen Bike-Trends boten die Eurobike Festival Days, die am Freitag und Samstag 13.424 Fahrradbegeisterte an den Bodensee lockten. Sie staunten über die Show-Performances mit Weltstars der Trial und BMX-Szene, testeten Neuheiten und informierten sich bei Holiday on Bike über internationale Radreise-Angebote. „Zwei Tage feierte die Branche mit allen Bike-Fans das Thema Fahrrad. Die Resonanz darauf ist sehr gut und wir konnten den richtigen Impuls setzen, um künftig mehr Menschen auf das Rad zu bringen“, freut sich Eurobike-Projektleiter Dirk Heidrich. „Die Festival Days sind für die Branche wie auch für uns von sehr großer Bedeutung und werden künftig weiter ausgebaut.“
Auch Bernhard Lange, Geschäftsführender Gesellschafter der Paul Lange & Co. OHG bestätigt den Kurs der Leitmesse: „Das Besucheraufkommen auf unserem Stand hat an den beiden ersten Messetagen unsere Erwartungen voll erfüllt beziehungsweise übertroffen. Nach eineinhalb Jahren, die von Fernkontakten über Videokonferenzen, Telefon oder E-Mail geprägt waren, hat man gespürt, wie sehr die Besucher, unsere Kunden und Partner es schätzen, dass diese Messe wieder die Gelegenheit zum direkten persönlichen Kontakt und zum Austausch innerhalb der Branche geboten hat. Wir haben von unseren Kunden ein sehr positives Feedback für unsere Präsenz auf der Eurobike erhalten. Natürlich nehmen wir mit etwas Wehmut Abschied von Friedrichshafen, wir waren Partner der ersten Stunde bei dieser Messe am Bodensee und haben die Gastfreundschaft der Region zu schätzen gelernt. Dennoch ist der Umzug in eine der bedeutendsten Metropolregionen Europas der richtige Schritt, um gewissermaßen als Eurobike 2.0 neu durchzustarten und dem Anspruch der Fahrradbranche, eine der tragenden Säulen moderner, nachhaltiger Mobilität zu sein, gerecht zu werden.“
Bereits vor der Eurobike 2021 wurde die Konzeption ab dem kommenden Jahr bekanntgegeben. 2022 findet die 30. Leitmesse von Mittwoch, 13. Juli bis Sonntag, 17. Juli in Frankfurt statt. „In diesem Umzug steckt eine Riesenchance. Viele neue Themen treffen auf Etabliertes und wir freuen uns über ein großes Interesse und den weiteren Zuspruch zur künftigen Ausrichtung“, sagt Stefan Reisinger.
Weitere Informationen unter: www.eurobike.com und www.eurobike-frankfurt.com.