Worauf habe ich mich hier eingelassen?
Was habe ich mir dabei gedacht, als ich mich für eine Pyrenäen-Durchquerung angemeldet habe? Habe ich dabei überhaupt gedacht? Vor sieben Monaten ist mein Partner verstorben, plötzlich. Durch ihn bin ich zum Rennradfahren gekommen, gemeinsam haben wir tausende Kilometer „geschluckt“ und nun schalte ich am dritten Berg dieser Reise wiederholt vergeblich in den kleinsten Gang, um überhaupt noch treten zu können. Fabian hätte mich jetzt geschoben, mir die Sicherheit gegeben, dass ich es schaffe, oder mir seinen letzten Gang geliehen. Aber er ist nicht mehr da. Und so schaue ich beim Aufstieg zum Col d‘Iraty abwechselnd auf die Straßenschilder, die die durchschnittliche Steigung und die Entfernung zum Gipfel angeben, und auf meinen Radcomputer – dabei versuche ich herauszufinden, wie diese Abweichung zustande kommen kann: Gefühlt bin ich mehrere Kilometer im Anstieg knapp unter 15% durchschnittlicher Steigung gefahren, am Straßenrand angezeigt werden mir 9-10,5%. Ich kann nicht mehr. Wirklich nicht. Bereits am ersten Tag, am dritten Berg dieser Durchquerung – 17 sollen noch folgen.
Sind alle so steil? Und so lange steil?
Die Pyrenäen sollten es sein.
Gemeinsam wollten wir schon lange mal hin, und sie gaben mir den Grund, mich allein wieder aufs Rennrad zu setzen. Die zwei Etagen zu schaffen, aus der Wohnung in den Keller, und rauf aufs Rennrad. Es war schwer, sehr schwer sogar, fast wie Everesting. Aber nun bin ich hier und muss dadurch, besser gesagt quer durch. Von Biarritz bis nach Canet-en-Roussillon, 800 km, 18.100 hm, in sieben Etappen. Ich werde kämpfen, treten und keinen Meter mit dem Bus fahren. Und oben nicht die Letzte sein. Für uns beide.
Jeder von uns, der bereits einmal an einer Rennrad-Etappenfahrt teilgenommen hat, weiß, wie wichtig die Vorbereitung ist. Nicht nur die Tausenden von Kilometer gefahren zu sein, die man bereits bei der Anmeldung angeben muss, um dieser Reise „würdig“ zu sein, sondern auch der Inhalt des Gepäcks spielen eine große Rolle. Wie sehr vermisst man die Regenhose, die zu Hause liegen blieb, am Morgen eines Tages mit regnerischer Prognose oder ein warmes Unterhemd und Handschuhe, wenn in den Bergen das Wetter plötzlich umschlägt. So führen wir Listen, bessern sie von Reise zu Reise auf, streichen beim Packen durch und vergessen dann das, was wir bisher noch nie gebraucht haben – die Maske.
Corona bringt alles durcheinander.
Ich habe dieses Jahr zwei Ausgaben der ZEIT auf meine Liste geschrieben, ein – von außen gesehen – eher untypischer Artikel auf einer Packliste für eine Pyrenäen-Durchquerung vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Für mich nicht, kann man die ZEIT doch mehrfach verwenden: Zum Lesen – ich bin mit diesem Reiseveranstalter noch nie gefahren, es könnte sein, dass die Etappen kurz und wenig anspruchsvoll sein werden und ich Zeit für die ZEIT haben werde; vielleicht sind auch die Mitfahrenden so, dass man lieber liest, statt gemeinsam Zeit zu verbringen. Geeignet ist die ZEIT aber auch zum Trocknen der Radschuhe – Zeitungspapier ist ein Mangelartikel nach einem regnerischen Tag – und in den Pyrenäen soll es dem Volksmund nach jeden Tag einmal regnen.
An einem Donnerstagabend nahe Freiburg ging unsere Reise mit dem unangenehmsten Teil los – der Anreise. Über Nacht ging es nach Biarritz, wo wir am Freitagnachmittag ankamen und sofort den Weg zum Meer suchten. Beine vertreten, dem Atlantik Guten Tag sagen und die besten Wünsche fürs Mittelmeer mitnehmen, das wir am Abend des siebten Tages erreichen sollten. Dazwischen die Pyrenäen. Für jeden Rennradfahrer ein Lebenstraum, ein Wunsch, den es zu erfüllen gilt. Dieter, ein Mitreisender, hatte diesen Wunsch bereits seit 30 Jahren und nun sollte er endlich in Erfüllung gehen. Wir waren zehn Rennradfahrer, Gleichgesinnte und dennoch jede*r für sich. Bereits bei der Anfahrt wurden gegenseitig die Strava-Profile geprüft, freigegeben und Jahreskilometer verglichen; nicht geklärt wurde die Frage, ob die Kilometer auf der Rolle mitzählen. Die Aufgabe von Tom, unserem Guide war es jetzt, uns gerecht zu werden und uns ans Mittelmeer zu bringen – von 9.000 gefahrenen Kilometern und systematischem Training für diese Reise bis 1.500 km und einer kurzfristigen Anmeldung war alles dabei.
Ich hätte nicht in seiner Haut stecken wollen.
So starteten wir am Samstagmorgen zur ersten Etappe, zu der längsten und – das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht – gefühlt der schwersten. Schnell verlassen wir das mondäne Biarritz und überrollen fast den Puertod’Otxondo und den Col d’Izpégui. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist es so heiß, wie wir es in Deutschland dieses Jahr noch nicht erlebt haben. Und dann kommen die Col de Iraty und Col de Bagargui. Beides Berge, die von der Höhe machbar erscheinen, doch dies täuscht. Den Pyrenäen fehlt das alpine Panorama der Alpen, hier fehlen die Felsen, der Schnee. Aber die Anstiege beginnen bereits auf 200 Metern Höhe, vermitteln oft einen recht gemütlichen Eindruck und dann ist es unvermittelt massiv steil und man schaltet schnell, sehr schnell, um im kleinsten Gang hochzuklettern. Und die langen Geraden, keine Kehren, keine Hoffnung, dass es hinter der nächsten Kurve flacher wird. So ist es auch am Col de Iraty.
Nicht nur ich stelle mir die Frage, ob ich die Reise durchstehen werde – alle gehen ihre Grenzen, kämpfen. Mit sich, mit der Hitze, mit diesem Berg. Nicht alle erfolgreich, Krämpfe setzen ein und das Begleitfahrzeug muss eingesetzt werden, der erste motorisierte Transport zum Gipfel (aber nicht meiner). Und er sollte nicht der letzte bleiben. Oben angekommen, sind wir leider doch noch nicht oben – nach einer kurzen Abfahrt (sinnlos) geht es nun weiter zum Col de Bagargui hoch und nach einer kurzen Kaffeepause runter nach Montory – die Abfahrt ist nicht weniger anspruchsvoll wie die Auffahrt und so ist die Freude groß, als wir nach 142 km und 3.181 hm unser Hotel erreichen. Bereits jetzt würden wir zusätzliche Sterne für das Vorhandensein eines Fahrstuhls verleihen. Mein Fazit für heute: gekämpft ja, im Bus nein, letzte am Berg, nein.
Salami-Taktik
Eine Tour de France-Etappe erwartet uns am nächsten Tag. Mit dem Col‘s Marie-Blanque (1035 m) geht es los, 9,5 km mit 660 hm gilt es zu überwinden, mit 8% durchschnittlicher Steigung, die jedoch auf den letzten 4 km nie unter 10% sinkt. Bereits jetzt kann man unterschiedliche Taktiken im Kampf Mann/Frau gegen den Berg beobachten. Es gibt die „Salami-Taktik“ – eher am Ende des Feldes angewandt – in kleinen Stücken den Berg zu bezwingen. Oder „All-in“ – gerne von Stefan 1 angewandt – alles geben, sofort, schnell, jedes Korn, alle Körner, die man hat und dann schauen, wie weit man kommt. Manchmal auf den Gipfel, manchmal nicht, dann erfolgt eine Kombination mit der o.g. Salami-Taktik. Einige fliegen zum Gipfel, fast am großen Blatt, bei Stefan 2 denke ich, er hat einen Elektroantrieb.
Mit dem d’Aubisque (1709 m) geht es weiter, mit dem Fahrrad zu den drei großen Fahrrädern hoch und wir kämpfen nicht nur mit der Hitze, sondern auch mit einem Blutverlust durch den Angriff der Killer-Bremsen, werden gestochen, gefressen und können uns nicht wehren – bei jenseits von 8% Steigung ist es nicht angebracht, Hände vom Lenker zu nehmen. Oben kurz vor dem Gipfel werden wir von einer Schafherde gestoppt und versuchen, bei 12% Steigung noch in die Pedale zu kommen, um würdig den Gipfel zu erklimmen.
Auf meinen Wunsch nach einer Bluttransfusion am d’Aubisque geht Arnold leider nicht ein, auch wenn die Einstiche eine andere Sprache sprechen. Aber dies wird der einzige Wunsch bleiben, der vom Veranstalter unerfüllt bleibt. Und der nach einem Käse-Teller statt Nachtisch. Beide zeigen, dass es uns einfach gut ging. Wir waren mit zwei Fahrzeugen unterwegs, so dass jederzeit die Möglichkeit bestand, wenn uns die Kräfte oder die Lust sich zu quälen verließen, oder wenn das Wetter plötzlich umschlug, in das Begleitfahrzeug einzusteigen, das wie ein Helikopter um uns kreiste. Dies gab Sicherheit und bot Alternativen, die – wenn man nah an der Grenze ist – zusätzliche Kräfte verleihen. Wir wohnten in kleinen Hotels, aßen landestypisch. Ja, das Essen – bei uns Rennradfahrern ein großes Thema – viel muss es sein, kohlenhydratreich und gesund. Für die französische Küche an sich kein Problem, das entsteht erst dann, wenn das Wort vegetarisch fällt.
Thomas und Uwe aßen die Woche Nudeln und Nudeln und zur Abwechslung wieder Nudeln – bei beiden konnte man eher einen Leistungsschub beobachten – nachahmungswürdig?
Ich werde viel gefragt, ob ich als Rennradfahrerin die Tour de France verfolge. Bisher habe ich diese Frage immer verneint, denn die Tour de France und mein Rennradfahren sind einfach zwei völlig verschiedene Tätigkeiten, sogar Sportarten. Das, was die Tour de France-Profis innerhalb der gesamten Tour als Durchschnittsgeschwindigkeit fahren, das fahre ich Berg ab – wenn ich schnell bin. Aber mein Interesse wird mit dieser Reise geweckt. Denn jeden Abend werden wir von Tom auf den kommenden Tag vorbereitet. Mit einem Höhenprofil und der Geschichte der Etappe, mit all den Tragödien und den Siegen. Wir bedauern den Eugène Christophe und hoffen, dass unsere Gabel am Tourmalet nicht bricht, werden bei der Auffahrt zum Col de Portet d’Aspet Fabio Casartelli gedenken und nach dem Bezwingen von Peyresourde, Aspin, Tourmalet und Aubisque – auch wenn nicht an einem Tag – Octave Lapize gut verstehen können, auch wenn die Straßen inzwischen gut geteert sind.
Der Radsport ist zum Greifen nah und wir sind mittendrin.
So wie am Tourmalet am dritten Tag. Der Anstieg startet direkt, kein Transfer, direkt kleines Blatt und der Wunsch nach kleineren Gängen verlässt mich nicht. Hat denn nicht jemand noch einen oder zwei Gänge zu verkaufen? Nachdem an den ersten beiden Tagen die Straßen eher leer waren, herrscht am Anstieg ein munteres Treiben, mit Familien-Begleitfahrzeugen, die einem immer wieder begegnen, Elektro-Rädern, Jugendlichen mit Joggingschuhen, man wird angefeuert. Unsere Gruppe zerfällt schnell, Ralf verweigert mir die Kommunikation („Du quatschst mir zu viel“) und Stefan „übergelt“. Aber der Berg ist schön, schön zu fahren und Albert ist so schnell oben, dass er noch auf den „Octave le Géant“ klettern kann.
Vom Tourmalet geht es auf den Col d’Aspin (1489 m), einen Berg mit tragischer Geschichte. „Den kriegt ihr noch“, werden Stefan 1 und ich von Tom gecoacht und wir versuchen, Dieter noch vorm Col zu stellen. Bei Steigungen von 17% keine leichte Aufgabe. Schaffen wir auch nicht, er spielt mit uns und wir haben keine Chance. Den Col de Peyresourde, der das Pässe-Trio von heute komplettiert, bezwinge ich gemeinsam mit zwei baskischen Rennradfahrern. Gemeinsam versuchen wir schneller zu werden, um dem aufziehenden Gewitter zu entkommen. Dies gelingt uns nur bedingt, aber das Wetter hat Nachsehen mit uns und wir kommen trocken an.
Und ja, da waren sie wieder – das Höhenprofil der Etappen und Tom’s abendliche Bildershow. Die Steigungen über 10% sind in den Höhenprofilen rot und die Bilder, die an den ersten fünf Abenden gezeigt wurden, waren alle nur rot. Steil, super steil. Die letzten beiden Tage werden dann flacher, aber wahrscheinlich war rot als Farbe einfach verbraucht. Aber inzwischen sind wir es gewohnt – nach dieser Reise werde ich jede Steigung unter 10% als flach empfinden.
Wir sind bei uns, in der Gruppe, in den Pyrenäen angekommen.
Wir wissen, dass Schönheit ihren Preis hat, wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können, wir wissen, dass keiner zurückbleibt und der Blick von oben für alles entschädigt. Wir fahren zusammen hoch, wir fahren für uns allein und genießen die Weite, das Grüne, die unendliche Schönheit der Pyrenäen, in denen die Zeit manchmal stehen geblieben ist. In einer Zeit, in der die Schaltung noch nicht elektrisch war.
Das Wetter macht uns die nächsten Tage schnell. Für jeden Nachmittag sind Gewitter gemeldet, so starten wir auch mal früher in den Tag, sitzen früh auf dem Rad und treten. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, quatschen die Berge weg (Col du Portillon, dreiviertelrot). Wobei „wir“ nicht ganz korrekt ist. Je nach Frequenz gibt es unterschiedliche Sender. Uwe und Frank können auf jeder Frequenz senden, einer sehr schnellen – leider kann ich ihren Sendungen nicht beiwohnen, denn diese spielen sich an der Spitze der Gruppe ab, oder auf einer eher langsameren, so dass auch ich in den Genuss des anspruchsvollen Sendeprogramms kommen kann – manchmal hilft auf dem Weg nach oben nur eine entsprechende kulturelle Begleitung.
So erreichen wir Spanien, nur um gleich wieder nach Frankreich zu gelangen. Imposante Gebirgszüge wechseln sich mit einsamen Tälern ab. Wir sammeln die Col’s de Menté (komplett rot) und den Portet d’Aspet (halbrot) ein, bevor wir mit dem eher unbekannten, aber landschaftlich sehr reizvollen Col de la Core (orange – aber sehr schön) den vierten Tag beschließen. In einem wunderschönen kleinen Hotel, das wir 30 Minuten vor dem Gewitter erreichen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. In einer Zeit, bevor Fahrstühle erfunden wurden.
Am Tag 5. verlieren wir am Col de Latrape keine Zeit, bevor es in den Col d’Agnes (dunkelrot) geht. 10,2 km, durchschnittlich 8% Steigung und gleich zu Beginn richtig steil. Unsere Gruppe zerfällt schnell, ich bleibe in meinem Tempo, d. h. hinten und bin gespannt, ob Stefan 1‘s All-in-Strategie diesmal aufgeht und ich mich mit dem letzten Platz abfinden muss. Lange bin ich allein, genieße die tolle Landschaft und dann habe ich ihn, überhole Stefan 1 und bin sogar an Dieter dran. Drei Kilometer vor dem Gipfel. Ich ziehe an, Dieter bleibt stehen und lockert seinen Rücken. So wollte ich ihn nicht überholen. Ich warte und wir fahren zusammen die letzten steilen Kilometer hoch zur Passhöhe, zur Mittagsverpflegung, und mit vollem Bauch zum Port de Lers.
Nach einer schönen Abfahrt stehen 18 km in der Ebene an. Bei Gegenwind. Die Jungs geben Tempo. Uwe löst Tom vorn im Wind ab und wir werden schneller, viel schneller. Jeder versucht, die Gruppe zu halten, keiner spricht, jeder hofft, Uwe durch die Kraft der Gedanken langsamer zu machen. „Kürzer“-Rufe werden vom Wind verschluckt, wir schauen nur auf das Hinterrad vor uns und hoffen, dass wir bald, bitte sofort, auf die so wunderschön angepriesene Höhenstraße abbiegen. Die Straße wird wellig und das Tempo bleibt hoch, Uwe als Triathlet kann die Frequenz lange hochhalten.
Keiner hat Kraft, nach vorne zu gehen, wir haben uns mit diesem Intervall abgefunden. Und dann biegen wir endlich ab, in eine 13% Steigung. Wenn wir könnten, wir würden sie heiraten, bis auf Uwe – er ist ja auch bereits glücklich verheiratet. Wir halten an einem Brunnen an, versenken uns drin und hoffen, dass wir noch trocken die letzten 30 Kilometer auf der Corniche mit tollen Blicken in das Tal der Ariège und in die beeindruckende Bergwelt der Pyrenäen genießen können. Der Himmel zieht sich zu. Ich halte die Pause am Bus kurz, fahre allein weiter und werde von Frank und Dieter eingeholt. Wir lassen uns von Wolken schlucken und sprechen über gute und schlechte Sportbücher, bekommen ein paar Tropfen ab und kommen trotzdem trocken in Aix les Thermes an.
Auch der Regen beim anschließenden Panaché trübt unsere Stimmung nicht.
Nach dem Frühstück geht’s direkt Richtung Port de Pailhères und damit zum letzten Mal über die 2.000-Meter-Marke. Das Sende-Programm von Uwe und Frank ist diesmal sehr interessant, sodass ich mich entscheide, die Gruppe zu halten. Eine anstrengende Entscheidung. Aber ich halte durch, fast bis nach oben, fast. Einen Kilometer vor dem Gipfel muss ich sie ziehen lassen, bin im roten Bereich – und das gleich doppelt: Atmung und Steigung. Aber die Abfahrt entlohnt, sie ist wunderschön, enge, in den Hang gehauene Serpentinen laden zum Umdrehen ein. Nicht heute, aber ich komme bestimmt wieder, diese „Platte“ muss ich mal in der richtigen Reihenfolge hören.
Über den Col de Garavel steigen wir in den Anstieg zum Col de Jau, der unten als geschlossen angezeigt wird. Der Himmel ist aber dunkel, für alternative Routen keine Zeit, wir gehen auf Risiko und hoffen, dass die Sperrung nicht in der Abfahrt ist. Ist sie nicht, wir haben Glück, kurz vor dem Gipfel ist die Straße aufgerissen, wir kommen ohne Probleme durch. Die Abfahrt ins Hotel wäre wunderschön, wenn der Himmel nicht schwarz wäre und das Gewitter die ersten Regentropfen schicken würde. In Molitg-les-Bains, der Wiege von Biotherm, übernachten wir stilecht im Grand Hotel. Die Jungs schwimmen im Regen im Thermalwasser und wir alle genießen am Abend ein sehr leckeres Abendessen.
Der letzte Morgen startet mit Regen – endlich Zeit für die ZEIT?
Aber der Regen hält nur das Frühstück durch, beim letzten Einladen der Taschen scheint die Sonne. Nur noch die katalanischen Pyrenäenausläufer stehen zwischen uns und dem Mittelmeer. Und der Col de Palomere. Für uns keine wirkliche Herausforderung mehr. Fast können wir das Mittelmeer riechen. Und dann sind wir da. Am Strand. Auf einmal wieder in der Zivilisation. Wir sehen Straßen, die mehr als zwei Spuren haben, und Autos – wir kennen weder das eine, noch das andere. Nach einer Woche in der Einsamkeit der Berge, im Grünen, im Ursprünglichen, kommen wir an. Auf dem Weg zum Strand überholen wir zahlreiche E-Scooter und ich möchte wieder zurück.
Zurück zum Anfang dieser Woche. Die eine Reise war. Eine Reise von A nach B und eine Reise zu sich selbst. Die den Alltag draußen hielt. Um nichts mussten wir uns kümmern, das übernahmen Tom, Arnold und Andy. Ja, wir mussten treten, viel treten. Aber alles andere blieb draußen. Und ist jetzt wieder da.
Und was war mit der ZEIT? Sie fuhr wieder zurück – für sie blieb keine Zeit. Tolle Etappen, tolle Gruppe und geregnet hat es kaum.
Fazit:
Ich habe gekämpft, bin keinen Meter mit dem Bus gefahren und war nur einmal als letzte oben. Aber auch in einer tollen Gruppe, auf einer tollen Reise kann man mal allein sein, da ist Rennradfahren nicht anders als das wirkliche Leben. Und das hat mich nun wieder. Bis zur nächsten Reise.
Über Kroncycling
Kroncycling Radsportreisen wurde im Jahr 2008 gegründet. Der Inhaber, Arnold Kron, hat im Rahmen seines Touristik-Studiums in den französischen Alpen gelebt und danach angefangen, Rennradreisen auf den Spuren der großen Radrennen zu organisieren. Die Spezialität von Kroncycling sind geführte Etappenreisen mit Top-Service und engagierter Betreuung. Die Reisen werden von erfahrenen Tourguides geleitet und von mindestens einem Fahrzeug mit Zustiegsmöglichkeit begleitet. Ein entspanntes und umfangreiches Mittagspicknick gehört ebenfalls zum Leistungsumfang. Ab der Saison 2023 werden die Rennradreisen von Kroncycling von dem Freiburger Reiseveranstalter „Original Landreisen AG“ angeboten. Zur Vorbereitung auf die Etappenreisen oder auch zum Saisonausklang bietet Original Landreisen Trainingscamps in Katalonien und im heimischen Schwarzwald an. Mehr unter: https://original-landreisen.de/rennradreisen/.