Ein Abenteuer auf zwei dünnen Reifen

Es ist Sonntag, 6:00 Uhr morgens. Der Wecker klingelt, als hätte er eine persönliche Fehde mit mir. Während die Normalsterblichen tief und fest schlafen, quäle ich mich aus dem Bett, um mich in enge Lycra-Klamotten zu zwängen. Und warum? Weil ich ein Rennrad-Hobbysportler bin. Willkommen in meiner Welt der schmalen Rennrad-Reifen, überdurchschnittlichen Herzfrequenzen und schmerzenden Allerwertesten.

Das Ritual beginnt

Nach einer ordentlichen Portion Haferflocken, die in der Werbung immer wie die ultimative Energiequelle angepriesen wird (in Wirklichkeit schmecken sie eher nach Pappe), geht es los. Die Sonne ist gerade erst am Horizont zu sehen, und während ich in meinen neuen, farblich perfekt abgestimmten Radschuhen aus der Haustür trete, fühle ich mich kurz wie ein Profi.

Ich schnappe mir mein Rennrad, ein filigranes Meisterwerk der Technik, das mehr gekostet hat als mein erstes Auto. Zumindest sieht es schnell aus. Auf der Straße angekommen, schwinge ich mich in den Sattel. Es ist ein Gefühl von Freiheit, als ich in die Pedale trete und der Wind durch meinen Helm weht. Kurz denke ich: „Das ist der Grund, warum ich das mache!“

Der Hügel des Todes

Doch dann kommt er. Der Hügel. „Ach, das schaffe ich locker!“, sage ich mir im Kopf, während meine Beine schon nach den ersten Metern anfangen zu brennen wie ein Lagerfeuer auf einem Hippie-Festival. Aber Aufgeben kommt nicht infrage. Nicht wegen der Fitness, sondern weil ich weiß, dass an der Spitze des Hügels mein Fahrrad-Kumpel auf mich wartet, bereit, mir später beim Kaffee zu erzählen, wie viel schneller er war.

Ich kämpfe. Mit jedem Tritt schwindet der Glaube an meine Entscheidung, jemals ein Hobby-Rennradfahrer zu werden. In diesem Moment würde ich alles für ein E-Bike geben. Alles! Als ich endlich die Spitze erreiche, bin ich mir sicher, dass ich ein Held bin. Oder zumindest ein Überlebender.

Der Kampf mit dem Autofahrer

Nach dem Hügel kommt die Belohnung: die Abfahrt. Doch kaum habe ich Geschwindigkeit aufgenommen und fühle mich wie ein junger Lance Armstrong (ohne die Doping-Vorwürfe), schneidet mich ein Auto. Der Fahrer schaut mich an, als ob ich ihm seinen Parkplatz gestohlen hätte, und ich frage mich, ob ich in meinem engen Lycra-Anzug unsichtbar geworden bin. Oder blendet mein neonfarbenes Trikot einfach zu sehr?

Kurzer Gedanke: „War das eine Lebensentscheidung? Soll ich einfach aufhören?“ Aber dann rolle ich weiter, weil Rennradfahren eben auch bedeutet, dass ich mich nicht unterkriegen lasse – weder von den Hügeln noch von Autofahrern, die glauben, die Straße gehöre ihnen.

Das Kaffeeparadies

Nach dreieinhalb Stunden, in denen ich durch jedes erdenkliche Stadium des körperlichen und emotionalen Leidens gegangen bin, erreiche ich das wahre Ziel jedes Rennrad-Ausflugs: das Café. Mit meinen Mitstreitern sitze ich draußen, bestelle einen Cappuccino und eine vollkommen überteuerte Quiche. Und während wir einander von den „epischen“ Strecken erzählen, spüre ich eine seltsame Genugtuung. Es war hart, es war schmerzhaft, aber es war auch mehr oder weniger toll.

Und so mache ich es nächstes Wochenende wieder. Warum? Weil ich ein Rennrad-Hobbysportler bin, und Schmerz ist nur ein weiterer Schritt Richtung Glück – oder zumindest Richtung Kaffee.

Mein Fazit als Rennrad-Hobbysportler

Das Leben als Rennrad-Hobbysportler ist voller Höhen und Tiefen (meistens in Form von Hügeln), und egal, wie oft ich mich frage, warum ich mir das antue, ich weiß, dass ich immer wieder aufsteigen werde. Denn letztlich geht es nicht nur um Geschwindigkeit oder Fitness, sondern um das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit, das nur auf zwei dünnen Reifen erlebt werden kann.

Und hey, das Lycra sieht gar nicht so schlecht aus – zumindest aus der Entfernung.

JÖRG LACHMANN
Ich bin ein kreativer, konzeptionsstarker und querdenkender Vollprofi in allen Bereichen des On- und Offline-Marketings (B2B/B2C) . . . und somit (wie wohl auch nicht anders zu erwarten) beruflich als Marketing- und Vertriebsleiter bei der Firma IDV GmbH angestellt. Da ich schon seit vielen Jahren dem Hobby Radsport verfallen bin, habe ich mich im April 2014 dazu entschlossen, das Online-Magazin "ilovecycling.de" mit „Herz” und vielen nützlichen Themen, Infos, Tipps und Tricks rund um den Hobby- und Jedermann-Radsport ins Leben zu rufen.

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