Viele Kilometer stecken in den Beinen, eine lange Radsaison geht zu Ende, der Herbst bzw. Winter kommt und die wohlverdiente Saisonpause steht an.

Ist nun eine solche Pause sinnvoll oder gänzlich unnötig?

Der ein oder andere von euch macht sich sicherlich wieder bereits Gedanken über die kommende Saison, zieht ein Fazit über die vergangene und beschließt: Im kommenden Jahr soll alles besser, die Schwächen ausgemerzt und die Stärken weiter ausgebaut werden. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf! Nur schnell wieder aufs Rad: Je früher das Training wieder beginnt, desto besser!

De facto ist nach einer ausgiebigen und zehrenden Saison eine ausreichende Pause wichtig und gehört absolut in die jährliche Periodisierung des Trainings. Nach der Vorbereitungsphase und den Wettkämpfen kommt eine sogenannte Übergangsperiode, in der ihr euer Rad in der Ecke stehen lassen und anderen Sportarten nachgehen oder euch einfach entspannen könnt.

Warum ist dies wichtig?

Zum einen ist die bewusste „Abwendung“ vom Rad wesentlich, um wieder mit Elan in die Vorbereitungsphase starten zu können. Zum anderen geht es um die physische Regeneration: Unsere Knochen, Muskeln und Sehnen und unsere Schalt- und Steuerzentralen, wie unser Hormonsystem und unser Nervensystem bedürfen einer ausgiebigen Regenerationsphase. Dies wird erreicht, wenn das spezielle Training fast vollständig eingeschränkt wird und der Körper durch unspezifische Bewegungsimpulse andere Belastungsreize ausgesetzt wird. Bei Ausdauersportlern nehmen Knochendicke und -dichte im Vergleich zu „inaktiven“ Personen über die Jahre deutlich zu. Dieser komplexe Aufbau von Knochenmaterial kostet den Körper viel Energie und Zeit, die ihm während der Saison durch die Dauerbelastung eingeschränkt zur Verfügung stehen. Wenn das Verhältnis aus Trainingsbelastungen und Reparations- bzw. Aufbauvorgängen zu unausgeglichen ist, dann kann der passive Bewegungsapparat Schaden nehmen. Während einer längeren Saisonpause können diese Schäden repariert und langsam durch „stärkeres Material“ ersetzen, das euch im nächsten Jahr höhere Belastungsreize erlaubt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass euer Körper das tagtägliche Training unter Umständen als Stress empfindet – besonders in Kombination mit dem Berufs- und Familienleben. Er reagiert mit vermehrter Produktion von Stresshormonen. Diese können Überhand nehmen und euer Immunsystem und Eure Belastbarkeit auf Dauer schwächen. Die Ruhephase ist nötig, um euren Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Psyche und der Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit ist komplex und schwer zu untersuchen. Dennoch sind die Motivation und die psychische Leistungsbereitschaft zweifellos zwei wichtige Komponenten, wenn es darum geht, den intensiven Sport erfolgreich auszuüben. Und das einige Wochen ohne Sport und dafür mehr Zeit für die Familie und Freunde sich positiv auf diese beiden Faktoren auswirken, lässt sich nur schwer abstreiten.

Wie gestaltet man nun am Besten die Saisonpause?

Bereits in den letzten Wochen der Wettkampfperiode reduziert ihr euer Training, so dass ihr nicht abrupt mit dem Radtraining aufhört, sondern dies sanft „ausschleicht“. Optimal ist eine Trainingspause von drei bis vier Wochen, wovon in der dritten Woche schon wieder mit Ausgleichsport begonnen werden kann.

Darum denkt dran: Anstrengende Trainingseinheiten in der Saisonpause haben keinerlei positive Effekte auf die Leistung im nächsten Jahr. Vielmehr verhindern diese, dass der Körper Veränderungen durchläuft, die langfristig mehr und intensiveres Training zulassen und damit eine weitere Verbesserung eurer Leistung erbringen.

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TOBIAS GANZMANN
Sportlehrer / Bewegungs- und Sporttherapeut / Aufbaustudium Sportmanagement. QUALIFIKATIONEN: Lactatdiagnostiker, Medizinische Trainingstherapie, Zulassung erweiterte ambulante Rehabilitation, Rückenschullehrer, Dorntherapeut, Fitnesstrainer, Posturale propriozeptive Therapie, Abschlußarbeit “Verschiedene Trainingsformen im Mittelstreckenlauf”. SPORTLICHE ERFOLGE: Leichtathletik: 1998 deutscher Jugendmeister 800m und Junioren Weltmeisterschaft Teilnahme, Mehrfacher Süddeutscher und Baden Württembergischer Meister. Rennradsport: Aufstieg in die B-Amateurklasse, Viele Top-Ten Platzierungen bei Rennen in BW, Bayern, Rheinland Pfalz, Schweiz und in Österreich. Top-Ten Platzierungen bei Radmarathons. Für Athleten und Unternehmen ist er außerdem immer wieder als Guide in der Bodenseeregion unterwegs.