Warum diese Einheiten?

Kurze, klar strukturierte Sessions holen erstaunlich viel Trainingseffekt aus einer Stunde heraus. Hochintensive Intervalle pushen deine VO₂max und deinen Ermüdungswiderstand; Schwellen- und Kraftausdauerblöcke schieben deine Tempohärte und Ökonomie nach vorne. Alle Workouts sind indoor und outdoor machbar.

Zonen & Abkürzungen (kompakt):

  • GA1/GA2: Grundlagenausdauer locker/mittel (≈ 60–70% / 70–80% FTP, RPE 3–5)
  • SWB: Schwellenbereich (≈ 95–105% FTP, RPE 7–8)
  • EB: Entwicklungsbereich/VO₂max (≈ 110–120% FTP, RPE 9)
  • WSA/SB: Spitzenbereich, sehr hart (≈ 125–145% FTP, RPE 9–10)
  • Kadenz = Trittfrequenz in U/min (rpm)

Hinweis zur Steuerung:

Ergänze, wo möglich, FTP-% mit RPE (Gefühlsskala 1–10) oder %HFmax (z. B. EB ≈ 88–94% HFmax). So triffst du an “schlechten Beintagen” trotzdem die richtige Belastung.

Wahoo Kickr Rollentrainer im Einsatz mit Zwift

Hier sind die besten Rad-Work-outs, die du in einer Stunde absolvieren kannst:

Mit hochintensiven Belastungen verbesserst du deine aerobe Kapazität und trainierst deinen Ermüdungswiderstand. Hier sind zwei Beispiel-Programme, wie du deine Sauerstoffaufnahme massiv nach oben schrauben kannst.

(1) Intermitted-Exercise (30/30) — VO₂-Booster

Kurze 30 s “on” / 30 s “easy” halten deine Sauerstoffaufnahme hoch, ohne dich komplett zu zerschießen. Sehr effizient, sehr wirksam.

Plan (60 min):
10′ GA1 @ 80–90 rpm
8′ IE → je 30″ WSA (≈ 130–140% FTP, RPE 9–10) / 30″ locker
8′ GA1
8′ IE 30/30
8′ GA1
8′ IE 30/30
10′ GA1 Ausfahren

Kadenz: “On” gern 100–115 rpm (reagiert etwas schneller), “easy” locker 80–90 rpm.
Tipp: Wenn 130–140% zu hoch sind, starte bei 120–125% und steigere von Block zu Block.


(2) VO₂max-Intervalle à 4′ — klassisch & knallhart

Längere harte Repeats erhöhen nachhaltig deine VO₂max und machen dich “oben raus” zäh.

Plan (60 min):
12′ GA1
4′ EB (≈ 110–120% FTP, RPE 9) @ 90–100 rpm
8′ GA1
4′ EB
8′ GA1
4′ EB
20′ GA1 Ausfahren

Steuerung: Die letzten 60–90 s jedes 4′-Intervalls sind schwer, aber haltbar. Wenn du komplett “platzt”, warst du zu hoch.

Wahoo Kickr Rollentrainer im Einsatz mit Zwift

(3) Kraftausdauer-Intervalle — “stark treten, sauber sitzen”

Mehr Drehmoment bei moderater Leistung verbessert die Kraftausdauer & Fahrökonomie, ohne die Laktatbildung hochzutreiben.

Plan (60 min):
15′ GA1
5′ GA2 @ 50–60 rpm (sitzend, stabiler Core) ≈ 80–90% FTP, RPE 6–7
5′ GA1
5′ GA2 @ 50–60 rpm
5′ GA1
5′ GA2 @ 50–60 rpm
20′ GA1 Ausfahren

Technik (wichtig): Oberkörper ruhig, runder Tritt trotz niedriger Kadenz. Keine “Wipperei”. Bei Knie-Themen lieber 55–65 rpm statt 50.


(4) Schwellenintervalle — Tempohärte & Ermüdungswiderstand

Arbeit rund um die Schwelle verbessert deine Dauerleistung – perfekt für Zeitfahren, lange Anstiege und zügige Gruppenfahrten.

Plan (60 min):
10′ GA1
8′ SWB (≈ 95–105% FTP, RPE 7–8) @ 85–95 rpm
8′ GA1
8′ SWB
8′ GA1
18′ GA1 Ausfahren

Progression: Über die Saison steigern zu 2×20′ oder 1×40′ @ 95–100% FTP. Lieber kontrolliert als “überschwellige Heldentaten”.

Wahoo Kickr Rollentrainer im Einsatz mit Zwift

(5) Ökonomie-Training — sauberer Tritt, weniger Verluste

Ziel: gleichmäßige Kraftabgabe über den Kurbelkreis, bessere Koordination. Einbeiniges Fahren schärft Gefühl & Timing; ergänze gern mit Spin-Ups.

Plan (60 min):
10′ GA1
2′ einbeinig, je 1′ links/rechts @ 80–90 rpm, ≈ 70–80% FTP (RPE 4–5)
4′ GA1
(den 2′/4′-Zyklus  wiederholen = 30′ gesamt)
20′ GA1 Ausfahren

Variante (neu): Tausche jeden zweiten 2′-Block gegen Spin-Ups: 20–40″ zügig auf 110–120 rpm, dann 80–90 rpm erholen.

rollentraining_tipps_radsport_ilovecycling

Bonus: 30/15 Mikrointervalle (Rønnestad-Style)

Noch etwas “smoother” als 30/30, weil die kurzen 15-Sekunden-Erholungen dich hoch in der VO₂ halten.

Plan (60 min):
10′ GA1
3× (9′ 30/15) mit 6′ GA1 dazwischen
10′ GA1 Ausfahren

Steuerung: In den 30″ “on” 120–135% FTP, in den 15″ “off” sehr locker. Pro 9′-Block sind das 12 Wiederholungen (insg. 36 “on”-Phasen).


Praxis-Tipps & Sicherheit (kurz & wichtig)

  • Priming-Warm-up: Vor harten Intervallen 1–2× 20–30″ @ Zielspeed einstreuen (mit 2′ locker danach). Das “weckt” die Kinetik.
  • ERG-Modus: Für 30/30 & 30/15 lieber ERG aus (oder großzügige Glättung), damit du die “on”-Phasen explosiv anfahren kannst.
  • Hydration & Fuel: Indoor: 0,5–0,75 l pro Stunde, bei VO₂-Einheiten 20–40 g Kohlenhydrate einplanen.
  • Kühlung: Starker Ventilator + offene Fenster. Überhitzung killt Leistung.
  • Technik zuerst: Bei einbeinig & Low-Cadence immer saubere Haltung (Core, Becken ruhig).
  • Progression: Erhöhe erst Wiederholungen/Dauer, dann Intensität. Halte mind. 48 h zwischen zwei harten VO₂-Sessions.
  • Draußen fahren: Nutze gleichmäßige Anstiege/Abschnitte oder Streckenrunden. Für 30/30 einen windstillen Abschnitt wählen.

Schnell-Guide: Steuerung nach Gefühl (falls keine FTP/Leistungsdaten)

  • GA1: RPE 3–4 (lockere Plauderzone)
  • GA2: RPE 5–6 (deutlich, aber stabil)
  • Schwelle: RPE 7–8 (hart, aber kontrollierbar)
  • VO₂/Spitze: RPE 9–10 (sehr hart, nur kurz haltbar)

Kurzantworten auf häufige Fragen

Zeitmangel? Streiche bei Bedarf 1 Block oder verkürze Warm-down – Qualität vor Quantität.

Zu hart/zu leicht? Passe nur die “on”-Leistung an, nicht die Pausen.

Knie meckern bei Low-Cadence? Erhöhe Kadenz leicht (55–65 rpm) und halte die Leistung am unteren Zielbereich.

Bildnachweise: © Leon van Bon/Zwift, David Emmite und Jörg Birkel

JÖRG BIRKEL
Jörg Birkel lebt und arbeitet seit 2013 auf Mallorca und bietet dort ganzjährig Sportreisen und Trainingslager an. Zuvor hat er an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert und mit einem Diplom als Sportwissenschaftler abgeschlossen. Im Anschluss an sein Studium hat sich Jörg als Sportjournalist selbstständig gemacht und über Trainings- und Ernährungsthemen geschrieben. Von 2003 bis 2009 war der passionierte Radfahrer und Fachbuchautor als Dozent an der Deutschen Sporthochschule tätig. Und seit dem 15. Oktober 2020 verstärkt er ilovecycling.de als Redakteur mit seinem Fachwissen.