Du bist vom Rennradfieber infiziert und es soll losgehen? Eines ist klar, der Rennradsport ist nicht ganz günstig, aber so wie er dein Leben bereichern wird, ist es das wert.

Das Rennrad

Die erste und wohl auch schwierigste Anschaffung ist das Rennrad selbst. Es muss zum einen passen, gefallen und momentan kommt noch dazu, verfügbar sein. Der Radsport ganz allgemein boomt seit Corona und viele Hersteller haben Lieferzeiten von mehreren Monaten. Dennoch sollte es hier jetzt nicht zu einem „Notkauf“ kommen, denn wenn das Rennrad nicht passt, wirst du daran nicht lange Freude haben und dir wohlmöglich den Spaß an diesem wundervollen Sport verderben. Am besten suchst du dir einen Rennradhändler vor Ort und lässt dich beraten. Es kann auch nicht schaden mehrere Händler aufzusuchen und im besten Fall hast du dann später auch immer einen Ansprechpartner für Reparaturen und Inspektionen. 

Erstausstattung Rennradfahren 1. Teil: Das Rennrad
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Mit folgenden Punkten solltest du dich bei deiner Rennradauswahl unbedingt auseinandersetzen:

Rahmengröße

Wenn das Rennrad nicht passt, macht das Rennradfahren keinen Spaß und eine falsche Haltung ist zudem ungesund, bereitet auf Dauer Schmerzen und bringt meist auch ein Unsicherheitsrisiko mit sich. Viele Hersteller geben zu ihren Rahmengrößen auch an für welche Körpergrößen diese passend sind, aber jeder Körper ist anders und deshalb sollte dies nur als erster Anhaltspunkt dienen. Da zudem die Geometrie der Rahmen sehr unterschiedlich sein kann und die Rahmenhöhe von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ermittelt wird, solltest du unbedingt eine Probefahrt machen. Du musst dich auf dem Rennrad wohlfühlen, nur so wirst du viele schöne Stunden darauf verbringen.

Viele Hersteller bieten auch spezielle Frauenrennräder an, oftmals haben diese eine angepasste Geometrie, bspw. ein kürzeres Oberrohr, da Frauen in der Regel kleiner sind als Männer und einen kürzeren Oberkörper haben. Außerdem sind diese Rennräder oftmals mit einer kürzeren Kurbel, kleineren Laufrädern, einem verkürzten Vorbau, einem schmaleren Lenker und speziellen Frauensätteln ausgestattet. Beim Design haben häufig Frauen mitgewirkt. Da Rennräder „speziell für Frauen“ meistens teurer sind, solltest du dir auf jeden Fall das Preis-, Leistungsverhältnis genau anschauen und ein Vergleich mit „unisex“ Rennrädern kann sicherlich auch nicht schaden, denn auch hier gibt es die unterschiedlichsten Rahmengeometrien und bei Bedarf können Lenker, Kurbel etc. auch ausgetauscht werden.

Material (Carbon oder Aluminium)

Carbonrennräder sind aufgrund der höheren Herstellungskosten teurer. Carbon weist eine höhere Steifigkeit auf, ist komfortabler, leichter und aufgrund des Herstellungsverfahrens findest du am Rahmen keine Schweißstellen. Wenn deine Wahl auf ein Carbonrennrad fällt solltest du auf keinen Fall an der Ausstattung sparen und auf günstigere Komponenten zurückgreifen. Wenn du nicht ganz so viel Geld ausgeben kannst oder willst, ist ein Aluminiumrennrad mit höheren Komponenten sinnvoller.

Schaltung und Übersetzung

Die drei größten Hersteller von Schaltgruppen sind Shimano, Campagnolo und Sram, wobei Shimano die am verbreitetste ist. Die Hersteller selbst bieten dann wiederum einzelne Schaltgruppen in unterschiedlicher Qualität an. Der Unterschied liegt im Gewicht, in der Präzision des Schaltvorgangs und in der Langlebigkeit. Beim Kauf solltest du möglichst darauf achten, dass eine Komplettgruppe verbaut ist, also alle Komponenten zum Antrieb (Innenlager bzw. Tretlager, Kassette, Kette, Kurbel, Schalthebel, Schaltwerk und Umwerfer) und zum Bremsen (Bremshebel und Bremskörper) aus derselben Gruppe stammen. Der Vorteil besteht darin, dass so die Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sind. Es kommt vor, dass Teile aus hochwertigeren Gruppen mit Teilen aus günstigeren Gruppen kombiniert werden, allerdings sollte dies dann auch so angegeben sein und sich im Preis niederschlagen. 

Zudem gibt es neben mechanischen auch elektronische Schaltsysteme. Die elektronische Schaltung ist mit Sicherheit die modernste Variante, aber auch die preisintensivste. Während bei der mechanischen Schaltung Schaltwerk und Umwerfer über Schaltzüge betätigt werden, erfolgt dies bei der elektronischen Schaltung über elektronische Impulse, teilweise sogar kabellos. Der Schaltvorgang ist sehr präzise, es ist kaum Kraftaufwand erforderlich und ein Nachjustieren entfällt. Mechanische Schaltungen sind wiederum wesentlich günstiger und leichter, zudem einfacher und meist schneller zu reparieren aufgrund der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und es droht kein Totalausfall, wenn der Akku leer ist. Letztendlich muss hier jeder für sich entscheiden, welcher Faktor ausschlaggebend ist.

Felgenbremsen oder Scheibenbremsen

Auch dies ist ein Thema über das du dir im Vorfeld Gedanken machen solltest, denn ein Austausch ist nicht möglich. Scheibenbremsen sind im Rennradsport auf dem Vormarsch, lösen aber gerne auch Grundsatzdiskussionen aus. Vorteile von Scheibenbremsen sind die höhere Bremsleistung bei kürzerem Bremsweg – auch bei Nässe, die gleichbleibende Bremssicherheit bei Seiten- und Höhenschlag, weniger Kraftaufwand – wovon du bei langen Abfahrten profitierst sowie keine Felgenabnutzung. Nachteile sind das höhere Gewicht und die höheren Kosten, für die Wartung wird ein Spezialwerkzeug benötigt, ein mögliches Verziehen der Bremsscheiben bei Überhitzung und die Asymmetrische Belastung für Naben, Speichen, Rahmen und Gabel.

Rennradreifen mit Schlauch oder Tubeless

Sogenannte Clincher (Draht- oder Faltreifen mit Schlauch) funktionieren mit einem Schlauch zwischen Felge und Reifen, der aufgepumpt wird und bei einem Schaden geflickt oder ausgetauscht wird. Tubelessreifen funktionieren ohne Schlauch. Dies wird ermöglicht, indem die Felge mit einem speziellen Felgenband abgedichtet wird. Zusätzlich kommt Latexmilch zum Einsatz. Ein kleineres Loch wird von der Flüssigkeit schnell verschlossen. Bei Mountainbikes sind Tubelessreifen bereits sehr verbreitet, aber auch im Rennradsport befinden sie sich momentan auf dem Vormarsch. Sie sollen insgesamt einen besseren Pannenschutz bieten da der gesamte Reifen dicker ist und einen geringeren Rollwiderstand haben. Die Montage ist allerdings aufwendiger und bei einem größeren Schaden muss der Reifen komplett getauscht werden, was teurer ist als einen Schlauch auszutauschen.


Noch mehr zum Thema Reifenwahl findest du im Artikel hier auf ilovecycling.de:
RENNRADFAHRER HABEN DIE FREIE REIFENWAHL, ABER WELCHER IST DER RICHTIGE


Für die wichtigsten Handgriffe zu Hause:

Standpumpe

Damit du unabhängig von zu Hause jederzeit deine Reifen aufpumpen kannst, empfiehlt sich eine Standpumpe mit bar-Anzeige. Bei den meisten Fabrikaten steht der empfohlene Reifendruck auf der Reifenflanke. Bei den Continental 5000 Faltreifen sind es bspw. 8,5 bar. 

Ersatzschläuche und Reifenheber

Ohne diese kannst du dir bei einem „Platten“ nicht weiterhelfen und damit du dich nicht erst aus dem Nirgendwo abholen lassen musst und dafür nicht jedes Mal in eine Fahrradwerkstatt musst, solltest du auch die Handgriffe des Reifenwechselns kennen. Vor allem Frauen haben hier meist erste Berührungsängste, aber es ist überhaupt nicht schwer und tut auch gar nicht weh, nur Mut, trau dich.

Multitool

Praktisch für zu Hause und unterwegs. Mindestens beinhalten sollte dieser einen Innsechskantschlüssel, einen Kettennieter und einen Schlitz- und Kreuzschraubendreher.

Montageständer

Vielleicht nicht unbedingt ein „Muss“, aber durchaus praktisch bei kleineren Reparaturen oder der Reinigung und außerdem gut für den Rücken und die Nerven, weil du nicht ständig Angst haben musst, das Rennrad kippt um. Achte darauf wie dein Rennrad daran befestigt ist, damit es nicht zu ungewollten unschönen Kratzern kommt. 

Saskia Kraft - Neues Teammitglied bei ilovecycling.de
Saskia Kraft – Neues Teammitglied bei ilovecycling.de

Bildrechte: ©Saskia Kraft, Titelbild ©: stockphoto-graf – stock.adobe.com

SASKIA KRAFT
Ich bin Saskia, wohne in Berlin und habe mich bei den Hamburg Cyclassics 2018 mit dem Rennradfieber infiziert, ein ziemlicher Rookie also. Seitdem gibt es für mich nichts Schöneres als mit dem Rennrad die Welt zu erkunden, über den Asphalt zu fliegen und gleichzeitig die Natur um mich herum aufzusaugen und so Energie für den Alltag zu tanken. Ich besitze mittlerweile zwei Rennräder, ein Kuota Kobalt für meine Genusstouren und ein Rose Xeon RS für Zwift und den Arbeitsweg.