Mein Name ist Sascha Vergin und ich habe im Jahr 1997 im Alter von 18 Jahren die Diagnose Herzmuskelentzündung bekommen. Zu dieser Zeit habe ich aktiv Fußball in der Oberliga gespielt. Im April 1998 wurde mir dann ein Herzschrittmacher implantiert, um meine geringe Herzfrequenz von nur 18 Schlägen in der Minute in den Griff zu bekommen. Danach folgte ein jahrelanges Sportverbot und im Jahr 2006 habe ich dann Vorhofflimmern mit weit über 200 Schlägen die Minute dazu bekommen. Aus diesem Grund wurde mir dann ein Doppelkammerschrittmacher implantiert und die Frage kam auf, was ist jetzt noch möglich, mit 25 Jahren, 25 Kilo mehr auf den Rippen als vor der Erkrankung.
Also, kurzer Lebenswandel, 23 Kilo abgespeckt, Rauchen aufgehört und ein altes 26 Zoll Rennrad gekauft. Am Anfang stand nur das Abnehmen, um keine Medikamente einnehmen zu müssen. Nach und nach, machten die Runden auf dem Rennrad immer mehr Spaß, die Ausdauer wurde immer besser und die Höhenmeter im Bergischen Land vom Gefühl her immer weniger. Anfänglich 800 Kilometer im ersten Jahr, wurden die Kilometer immer mehr, so dass ich heute stolz sagen kann, dass es jetzt 10.000 Kilometer jährlich sind, die ich trotz Erkrankung fest im Sattel sitze.
Im Jahr 2015 war mal wieder ein Aggregatwechsel angesetzt. Im Januar wurde mir daraufhin ein Herzschrittmacher der Firma Biotronik implantiert. Mit den Gedanken, dass mein kleiner Freund und Trainingspartner in meiner Brust von einem Medizinunternehmen aus Berlin stammt, hat mich noch stärker inspiriert. So habe ich direkt nach der OP Biotronik angeschrieben, womit ich nur erreichen wollte, dass ich ihr Logo auf mein Radtrikot setzen darf, weil Ihr Antrieb meinen erst möglich macht. Die Resonanz war toll, direkt nach meinem Senden der E-Mail bekam ich einen Rückruf von Biotronik. Da ich zu diesem Zeitpunkt eine Tour durch England und Wales geplant hatte, sagte mir Biotronik Ihre Unterstützung direkt zu. Ich war begeistert und von Anfang an entstand eine wirklich tolle Zusammenarbeit und tolle Treffen und Termine.
Nach der Tour in 2015, war dann vor der Tour 2016. Im Dezember 2015, habe ich dann vor ca. 2.000 Leuten auf der Weihnachtsfeier von Biotronik einen Einblick gegeben, wie es möglich ist, trotz Herzschrittmacher, aktiv Rad fahren zu können. Die Resonanz war überwältigend und dadurch angespornt kam die Idee, im Jahr 2016 eine Spendentour zu Gunsten des Kinderherzzentrums St. Augustin zu machen.
Die Tour startete am 02.05.16 in Dinslaken am schönen Niederrhein und führte uns nach knapp 150 Kilometern nach s`Hertogenbosh in Holland. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in Goch, mit einem defekten Schaltwerk und einem geplatzten Reifen, ging es ohne weitere Pannen bei schönstem Wetter weiter. Nach etlichen Problemen mit der Navigation sind wir dann abends, gegen 21:00 Uhr in unserer Unterkunft gelandet. Als Belohnung für diesen ersten und erfolgreichen Tag, gab es ein Steak mit Pommes und noch 1- 2 Bier, als isotonisches Getränk.
Am nächsten Morgen, nach einem wirklich guten und ausgiebigen Frühstück, ging es weiter nach Hoek van Holland, wo unsere Fähre auf uns wartete. Mit erstaunlich lockeren Beinen und guten Mutes starteten wir gegen 9:00 Uhr morgens. Die Etappe an sich verlief ohne größere Probleme, wobei der Nord-West-Wind, mit Böen bis 70 km/h bei gleichbleibender Fahrtrichtung Nord-West schon sehr nervig war, dafür war es weiterhin trocken und mit 20°C doch sehr warm, im Gegensatz zu der Woche vor der Tour, wo wir noch 8°C hatten.
Trotz der echt miesen Windverhältnisse sind wir gut durchgekommen und waren gegen frühen Abend und 120 Kilometern im Sattel in Hoek van Holland. Als Belohnung, dass gleiche Essen wie am Vortag, nur besser. Ganz ehrlich gesagt, habe ich dort mein bestes Steak gegessen, was ich je hatte. Nach dem Essen alle Zoll und Passkontrollen passieren und ab auf die Fähre. Die kleine Kabine war sehr gut und die Überfahrt über Nacht gut gewählt. Nach recht erholsamen Schlaf und sehr ruhiger See, sind wir morgens gegen 7:00 Uhr von Board gegangen, bei wolkenlosen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Frühstück gab es ganz unkompliziert in einem Hotel in der Nähe des Hafens, gegen 10:00 Uhr kam dann unsere Verstärkung, Josh und Dom aus London. Das hat mich und Rich sehr gefreut, denn beide haben uns gut gezogen, bei dieser 3. Etappe nach Cambridge, die wiederum ca. 120 Kilometer hatte.
Bei 26°C und Sonne ein Genuss, durch tolle Landschaften, mit tollen Freunden. Allen ging es gut und es gab keinerlei Probleme während der Etappe, sogar ein 26er Schnitt war an diesem Tag völlig unkompliziert, trotz fast 13 Kilogramm Gepäck am Rad und schon 300 Kilometern in den Beinen. In Cambridge angekommen, ging es in unser wirklich gut ausgewähltes Hostel und abends zum Essen in die Stadt.
Am letzten Tag unserer Reise, wieder Sonne, wieder sehr warm und gute Stimmung bei allen, starteten wir um 10:00 Uhr in Richtung Bicester. An diesem Tag ging es nochmal über einige Höhenmeter und wirklich beeindruckende Landschaften recht zügig voran, dass kurz vor Ende unserer Tour noch ein längerer Stopp im Pub, mit einem hervorragenden Essen und nem kalten Radler für die Radler drin war. In Bicester angekommen, wurden wir herzlichst von den Mitarbeitern bei BIOTRONIK empfangen. Für das leibliche Wohl war gesorgt, die Presse war da, die Pressemitteilung für UK und Deutschland war fertig. Alles war perfekt organisiert. Die Stimmung war einfach grandios. Nach allen Gesprächen vor Ort und einem beeindruckenden Tag ging unsere Tour nun zu Ende. Dom und Josh nahmen den Zug zurück nach London und Rich und ich wurden von Aurelie abgeholt, der Freundin von Rich.