In der Hauptsache geht die Entwicklung des Fahrrades auf die Erfindung des Deutschen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn zurück, der 1817 mit einer Laufmaschine an die Öffentlichkeit trat. Diese so genannte „Draisine“ besaß zwei Räder und wurde durch Abstoßen der Füße vom Boden bewegt. Von der Laufmaschine bis zum Fahrrad in seiner heutigen Form war es ein langer Weg. Seinen Siegeszug rund um die Welt trat das Fahrrad erst durch weitere bedeutende Entwicklungen an. Am wichtigsten waren die Erfindungen der Tretkurbeln des Franzosen Michaux (1862), der Kette des Engländers Starley (1885) und der Bereifung des Schotten Dunlop (1888). Das Fahrrad entwickelte sich von 1900 an zum Massenverkehrsmittel (vgl. Bastiaans et. al, 2001).

Fahrrad-Antik

Entwicklung des Radsports

Mit den ersten Straßenrennen in England und Frankreich begann nach 1870 die Entwicklung des Radsports. Als mutig, geschickt und stark galt, wer mit einem „Veloziped“ (lat. Velox  = „schnell“ und  pes = „Fuß“; „Schnellfuß“) umzugehen verstand – was in dieser Entwicklungsperiode des Fahrrades nicht einfach war (Erbach et al., 1959).

Bei den Olympischen Spielen 1896 in Athen gehörte der Radsport mit Straßen- und Bahnrennen bereits zum offiziellen Programm. Die erste Weltmeisterschaft auf der Straße fand erst Jahrzehnte später, 1921, statt. Die Geschichte des Radsportes wurde vor allem durch die großen Etappenrennen in fast allen Ländern Europas geprägt. Am berühmtesten ist die seit 1903 jährlich ausgetragene Tour de France. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich heutzutage Jedermannrennen. Bei dieser Wettkampform können Teilnehmer ohne formale Zulassungsvoraussetzungen wie etwa Lizenzen oder Ranglistenplätze teilnehmen. Zu den größten Jedermannrennen zählen z.B. die Vattenfall Cyclassics in Hamburg. In den vergangenen Jahren sind bei einzelnen Rennen z.T. über 20.000 Radsportler an den Start gegangen.

Antike Fahrräder

Anforderungsprofil Radsport

Im Radsport gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Disziplinen. Diese stellen z.T. sehr unterschiedliche Anforderungen an die Leistungsfähigkeiten der Sportler. Angefangen bei der hochintensiven Kurzzeitbelastung im Sprint auf der Bahn, über lange Etappenradrennen, bis hin zum Dauerradfahren über mehrere tausend Kilometer im Ultratriathlon. Hierbei erstrecken sich die Leistungsanforderungen über alle Intensitäts- und Zeitbereiche. Entsprechend variieren auch die physiologischen Beanspruchungen. Abhängig von der jeweiligen Disziplin, werden die motorischen Fähigkeiten wie Kraft und Ausdauer unterschiedlich stark gefordert. Beim Bahnradsprint ist besonders die Maximalkraft gefordert. Hierbei bringen die Sportler bis zu 2.000 Watt auf die Pedale. Dies entspricht einer Leistung von 2,7 PS!

Bei Langstreckenrennen ist dagegen die Ausdauerleistungsfähigkeit über Stunden und sogar Tage gefordert. Beim Race Across America sind die Fahrer bis zu 12 Tage hintereinander auf der Radstrecke unterwegs. Neben den physiologischen Anforderungen wie Kraft und Ausdauer, beeinflussen auch physikalische Größen die Leistungen beim Radfahren. Hierzu zählen u.a.

  • die Rollreibung durch Reifen und Straßenbelag,
  • der Luftwiderstand (beeinflusst durch die Aerodynamik und Windschattenfahren) sowie
  • die Hangabtriebskomponente beim Fahren in den Bergen.

Der Kopf tritt mit

Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Psyche. Diese hat entscheidenden Einfluss auf die Ermüdungswiderstandsfähigkeit. Radsportler müssen psychisch in der Lage sein, den z.T. extremen Belastungen in Wettkampf und Training stand zu halten. Profis  im Straßenradsport absolvieren im Jahr ungefähr 35.000 km auf dem Fahrrad. Eine Distanz, die viele Autofahrer nicht zurücklegen. Die Sportler sind das ganze Jahr über, bei allen Witterungsbedingungen, auf dem Rad unterwegs – angefangen bei Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt auf Kopfsteinpflaster bis hin zu plus 40 Grad auf steilen Anstiegen im Hochgebirge.

Spezialisierung

Wer heute im Radsport an die nationale oder internationale Spitze gelangen möchte, muss sich auf eine Disziplin spezialisieren – z.B. Mountainbike Marathon oder Bahnradsprint. Die Disziplinen stellen jeweils sehr unterschiedliche Anforderungen an die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Sportler. Diese müssen daher gezielt ausgebildet werden. Besonders mit Blick auf die heutige Leistungsdichte im Spitzensport.

Besser radfahren mit iQ-Athletik

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ANDREAS WAGNER
Andreas Wagner ist Sportwissenschaftler und Mitbegründer des renommierten Trainingsinstitutes iQ athletik (www.iq-athletik.de). Mit dem Buch Krafttraining im Radsport (www.krafttraining-im-radsport.de) hat der leidenschaftliche Cyclocrossfahrer und Südhessenmeister im Gewichtheben (AK 2 bis 85 kg) ein viel beachtetes Standardwerk im Radsporttraining verfasst.