Aus Anlass des 100. Geburtstages der Radsport-Legende Gino Bartali: Dino Buzzatis gefeierte Reportagen vom Giro 1949 in deutscher Erstübersetzung.

Es war ein Glücksfall für Freunde des Sports und der Literatur: 1949 entschied sich die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera, Dino Buzzati als Korrespondent zum Giro d’Italia zu entsenden. Und was sich in den folgenden Wochen auf den Straßen seines Landes vor den Augen des gefeierten Romanciers („Die Tatarenwüste“) abspielte, geriet zu einer Sternstunde in der Geschichte des Radsports. Das Duell zwischen den ungleichen Nationalhelden Fausto Coppi und Gino Bartali gipfelte in einer endgültigen Machtübernahme, die Buzzati in seinen täglichen Reportagen vom Rennen kunstvoll zur Schlacht zwischen Achill und Hektor verdichtete.

Nun endlich liegt dieses bemerkenswerte Dokument der Sportliteratur und Zeitgeschichte unter dem Titel „Dino Buzzati: Beim Giro d’Italia“ (Covadonga Verlag 2014, ISBN 978-3-936973-95-2) erstmals in deutscher Sprache vor – in einer Übersetzung von Michaela Heissenberger und versehen mit einem aktuellen Vorwort von FAZ-Sportreporter Michael Reinsch.

„Als ich heute auf dem schrecklichen Anstieg des Col d’Izoard Bartali sah, wie er ganz allein zornig vor sich hin trat, schlammbedeckt, die Mundwinkel nach unten gezogen in seelischem und körperlichem Schmerz – und Coppi war schon seit einer Weile durch, er kletterte bereits die letzten Steilstücke des Passes hoch –, da stieg in mir ein in dreißig Jahren nie vergessenes Gefühl auf. Vor dreißig Jahren, das war, als ich erfuhr, dass Hektor von Achill getötet worden war.“ So erzählt der berühmte italienische Schriftsteller von der epischen Rivalität zwischen den beiden großen Radsportlern Gino Bartali und Fausto Coppi. Die Szene verdeutlicht, wie die 25 miteinander verbundenen Texte dieses Bandes fast eher als Erzählung gelesen werden können denn als Bericht.

Der Erzähler Buzzati steckt den Journalisten in die Tasche, seine Wahrnehmung verschränkt sich immer enger mit der Phantasie, seine Beschreibungen gerinnen zur zaubermächtigen existenziellen Metapher. Einer der beiden herausragenden Protagonisten des damaligen Rennens, der zweifache Tour-de-France- und dreifache Giro-Sieger Gino Bartali (1914-2005), hätte am 18. Juli 2014 seinen 100. Geburtstag feiern dürfen. Erst in jüngster Zeit wurde offenbar, was dieser Mann auch über den Sport hinaus geleistet hat.

Während des Zweiten Weltkriegs transportierte er bei seinen Trainingsfahrten gefälschte, in seinem Rennrad versteckte Dokumente, die im Untergrund lebenden Juden die Ausreise ermöglichten. Mehreren hundert Menschen soll Gino Bartali auf diese Weise das Leben gerettet haben. Im September 2013 wurde er für seine Verdienste posthum als »Gerechter unter den Völkern« ausgezeichnet.

Der Autor

Dino Buzzati, geboren 1906 in San Pellegrino bei Belluno, gehörte zu den originellsten Autoren des 20. Jahrhunderts in Italien. Ab 1928 arbeitete er als Berichterstatter, Redakteur und Sonderkorrespondent für den Corriere della Sera in Mailand, wo er 1972 starb. Seinem Debüt „Die Männer vom Gravetal“ (1933) folgten zahlreiche weitere sehr erfolgreiche Romane und Erzählungen, darunter „Das Geheimnis des Alten Waldes“ und „Panik in der Scala“. Für den Erzählband „Sessanta racconti“ (1958) erhielt er den Premio Strega. Als Buzzatis einflussreichstes Werk gilt der Roman „Die Tatarenwüste“ von 1940, der Ende 2012 in überarbeiteter Übersetzung in der Anderen Bibliothek neu aufgelegt wurde.

DAS BUCH

Buch-Tipp: Dino Buzzati beim Giro d'Italia

DINO BUZZATI beim Giro d’Italia

Aus dem Italienischen von Michaela Heissenberger.
Mit einem Vorwort von Michael Reinsch und einem Nachwort von Claudio Marabini.

Preis: 12,80 € inkl. 7% MwSt.
Erscheinungsdatum: Mai 2014
Autor: Dino Buzzati
Covadonga Verlag, 2014
ISBN 978-3-936973-95-2; 192 Seiten im Format 21 cm x 14,8 cm

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