Eine durchdachte Ernährungsstrategie ist am Wettkampftag ein leistungsrelevanter Faktor. Sie sichert gefüllte Glykogenspeicher, stabile Flüssigkeits- und Elektrolytstände und reduziert gastrointestinale Risiken. Nachfolgend findest Du eine klar strukturierte, praxisnahe Zusammenfassung – von der Woche davor bis zur Regeneration danach.


1) Die letzte Woche: Glykogenspeicher gezielt füllen

Ziel: Mit maximal gefüllten Muskelglykogenspeichern an den Start gehen.

  • Carboloading – moderat und alltagstauglich:
    In der Wettkampfvorwoche die Trainingsbelastung reduzieren und die Kohlenhydratzufuhr schrittweise steigern – von ca. 6 bis auf 10 g KH/kg Körpergewicht. In der Praxis reichen etwa ≈ 600 g Kohlenhydrate pro Tag; mehr bringt keinen Zusatznutzen, erhöht aber GI-Beschwerden-Risiken.
  • Extremvarianten (z. B. „Saltin-Diät“):
    Erst KH-arm, dann sehr KH-reich. Wirksam, aber unnötig restriktiv und alltagsfern. Für die meisten Sportler:innen ist das moderate Auffüllen die sinnvollere, gut verträgliche Option.
  • Flüssigkeit & Elektrolyte (letzte 48 h):
    Ausreichend trinken; Kohlenhydrate + Wasser + Kalium unterstützen die Glykogeneinlagerung.
    Kaliumquellen: Kartoffeln; Bananen/Trockenobst; Tomaten/Paprika (auch Tomatensoße); Quark.
  • Abend vor dem Wettkampf:
    Große KH-Portion mit mittlerem glykämischen Index, ballaststoff- und stärkebetont, z. B. Vollkornspaghetti mit Tomatensoße & Gemüse oder Gemüserisotto.

2) Wettkampfmorgen: Kein Start ohne Frühstück

Warum: Nach der Nacht sind die Leberglykogenspeicher teilweise geleert.

  • Timing: ~ 3 Stunden vor dem Start frühstücken.
  • Inhalt: Kohlenhydratbetont (mittlerer GI), maßvoll Fett (steigert die Verfügbarkeit von Fetten zur Energiebereitstellung) und gut verträglich.
    Beispiele:
    • Müsli mit Vollmilch oder Joghurt (3,5 % Fett)
    • Reife, milde Früchte (z. B. Mango, Birne, Melone, Pfirsich)
    • Eine kleine Portion Nüsse
  • Letzter Snack (~ 90 Min vor Start):
    Klein, leicht, KH-reich zur Stabilisierung des Blutzuckers, z. B. Weißbrot mit Honig oder Marmelade.
  • Hydration bis zum Start:
    Über die letzten Stunden regelmäßig Wasser trinken, sodass Du gut hydriert in den Wettkampf gehst (helles Urinfarbe-Ziel).

3) Versorgung während des Wettkampfs

Grundprinzipien: Was und wie viel Du zuführst, muss im Training getestet sein.

  • Timing auf dem Rad: Starte die Aufnahme früh. Je nach Strecke und individueller Leistungsfähigkeit bieten sich kurze „Trinkfenster“ an – Streckenprofil vorher studieren.
  • Frequenz: Etwa alle 15 Minuten einige Schlucke.
  • Getränk: Isotonisches Sportgetränk ist praktisch, da es Flüssigkeit + Kohlenhydrate + Elektrolyte kombiniert und die Magenentleerung begünstigt.
  • Mengensteuerung: An Dauer, Intensität, Umgebungstemperatur und eigene Verträglichkeit anpassen.
Radsportler greift während des Wettkampfs zu seiner Trinkflasche und zum Energy-Gel.

4) Direkt nach dem Wettkampf: Regeneration einleiten

Innerhalb der ersten Minuten:

  • Flüssige Erstzufuhr ist meist am besten verträglich.
  • Kohlenhydrate + Proteine kombinieren (z. B. Regenerationsgetränk), um Glykogenresynthese und Muskelreparatur anzustoßen.

Nach ~ 30 Minuten:

  • Erste vollständige Mahlzeit als Übergang zur Basisernährung, eiweißbetont und mit hochwertigen Fetten/Ölen, plus gut verträgliche Kohlenhydrate und Gemüse.

5) Praktische Checkliste

  • Vorwoche: Training tapern; KH auf 6→10 g/kg steigern; ausreichend trinken; kaliumreiche Lebensmittel einbauen.
  • Abend vorher: Große KH-Mahlzeit (mittlerer GI), ballaststoff- und stärkebetont.
  • Wettkampfmorgen (~ T-3 h): Großes, gut verträgliches Frühstück (KH-betont, moderat Fett).
  • T-90 min: Kleiner KH-Snack (z. B. Weißbrot + Honig).
  • Bis zum Start: Regelmäßig trinken, gut hydriert starten.
  • Währenddessen: Früh beginnen; alle ~ 15 min trinken; bevorzugt isotonisch; Menge an Bedingungen anpassen.
  • Danach (0–30 min): Flüssig, KH + Protein.
  • Ab ~ 30 min: Vollwertige Regenerationsmahlzeit mit viel Eiweiß und guten Fetten.

6) Hinweise zur individuellen Anpassung

  • Verträglichkeit ist individuell: Alle Produkte (Getränke, Riegel, Gels) während des Trainings testen.
  • GI & Ballaststoffe: In der unmittelbaren Vorstartphase zu viele Ballaststoffe meiden, wenn Du empfindlich bist.
  • Hitze/Kälte: Bei Hitze mehr trinken und auf Elektrolyte achten; bei Kälte steigt oft der Energiebedarf.
  • Magen-Darm-Risiken: Je höher Intensität und Nervosität, desto defensiver bei FettBallaststoffen und Fruktose-Last planen.

Fazit

Mit geplanten Kohlenhydratenausreichender Hydration und einer getesteten Wettkampfverpflegung schaffst Du die besten Voraussetzungen für einen starken, stabilen Wettkampf – und eine schnelle Regeneration im Anschluss. Viel Erfolg!

JÖRG LACHMANN
Ich bin ein kreativer, konzeptionsstarker und querdenkender Vollprofi in allen Bereichen des On- und Offline-Marketings (B2B/B2C) . . . und somit (wie wohl auch nicht anders zu erwarten) beruflich als Marketing- und Vertriebsleiter bei der Firma IDV GmbH angestellt. Da ich schon seit vielen Jahren dem Hobby Radsport verfallen bin, habe ich mich im April 2014 dazu entschlossen, das Online-Magazin "ilovecycling.de" mit „Herz” und vielen nützlichen Themen, Infos, Tipps und Tricks rund um den Hobby- und Jedermann-Radsport ins Leben zu rufen.